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Einzigartiger Modellversuch


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Und hier der erste ausführliche Bericht zu den drei Thüringer "Blitzerstrecken" (ähnliches Versuchsmodell wie in Brandenburg, wenn auch mit weit weniger Geräten).

 

Einzigartiger Modellversuch soll besonders unfallträchtige Straßen entschärfen 

 

Wer hat denn schon Angst vorm Starenkasten?

 

VON JENS WENZEL

 

Auf dem schlichten Holzkreuz stehen nur der Vorname, das Geburts- und das Todesdatum: Stefan wurde keine 27 Jahre alt. Sein Kreuz ist eines von vielen an der Bundesstraße 4 kurz vor Sondershausen. Der Abschnitt hat längst seinen traurigen Spitznamen weg: Thüringer Todesstrecke. Seit kurzem hat das Holzkreuz am Straßenrand allerdings Gesellschaft bekommen. In geringem Abstand stehen hier auf massiven Edelstahlrohren zwei „Starenkästen“ pro Fahrtrichtung, fest montierte Blitzanlagen, die Raser unweigerlich ablichten.

„Ohne Druck geht es offenbar nicht“, sagt Verkehrswissenschaftler Günter Weise. Der Professor von der Technischen Universität Dresden ist sozusagen einer der geistigen Väter dieser „Radarfalle“.

 

Den Begriff „Radarfalle“ weist der Verkehrsforscher allerdings weit von sich. Denn die Blitzer sind Teil eines einzigartigen Forschungsprojektes, das vor gut zwei Monaten in Thüringen gestartet worden war. Es trägt den Namen AOSI, was als Kürzel für die SIcherheit auf den Straßen AußerOrts steht. Und in diesem Falle hat man Unfälle im Blick, die sich wegen zu hoher Geschwindigkeit immer wieder an den gleichen Stellen ereignet haben. Dass etwas für die Verkehrssicherheit getan werden muss, zeigen allein die 38 745 Unfälle in ganz Thüringen, die zwischen Jahresbeginn und Ende August von der Polizei registriert wurden, 147 Menschen kamen dabei ums Leben.

 

„Es geht nicht um Abzocke“, sagt auch Gert Hartkopf von der Bundesanstalt für Straßenwesen. Die Blitzer würden den Autofahrern mit Schildern angekündigt und seien keineswegs versteckt: „Sie sind so groß, dass sie selbst der unausgeschlafene Autofahrer sieht.“ Insgesamt 20 Stück wurden im Freistaat montiert: Auf der Bundesstraße 4 zwischen Westerengel und Sondershausen, der B 247 zwischen Gotha und Bad Langensalza sowie der B 249 zwischen Mühlhausen und der Landesgrenze zu Hessen. Nicht alle sind immer „scharf“ – die teuere Fototechnik im Innenleben wird zwischen den verschiedenen Standorten ausgetauscht.

 

Dennoch: Immer wieder lösen die Kameras aus, wie der Sprecher der Polizeidirektion Nordhausen, Thomas Soszynski, bestätigt. Seit dem 12. September, dem Beginn des Projektes seien auf der B 4 Sondershausen – Oberspier 58 Autofahrer geblitzt worden, auf der B 249 Mühlhausen – Eigenrieden seien 112 Fotos geschossen worden. Was aber weitaus mehr zählt: Es gab in diesen Bereichen seither keine schweren Unfälle, wo hier doch bislang Tote und Schwerverletzte fast an der Tagesordnung waren. Der Abschreckungseffekt scheint zumindest jetzt zu wirken. Wie lange er anhält, wird sich zeigen müssen. Die Wissenschaftler wollen erst im kommenden Frühjahr mit Kontrollmessungen beginnen, um die Wirkung der doch recht drakonisch wirkenden Blitzer zu prüfen. Denn auch wenn es sich um ein Modellprojekt im Dienste der Wissenschaft handelt: Geblitzt und bestraft wird wie im wahren Leben.

 

Für die Tempokontrollen waren die zulässigen Geschwindigkeiten an diesen Stellen nicht verändert worden. „Es geht nur darum, die Autofahrer dazu zu bringen, dass sie die richtige Geschwindigkeit auch einhalten“, sagt Verkehrsforscher Weise. Der Unterschied zu getarnten Warnbaken, die beispielsweise am Ende einer Autobahnbaustelle auf Autofahrer lauern, die einen Tick zu früh beschleunigen, soll deutlich werden. Abzock-Mentalität ist es nämlich, die vielen Autofahrern sauer aufstößt und die auch die Automobilclubs zu Protesten veranlasst hat. Das AOSI-Projekt indes findet nicht so sehr Gegenwehr. Ein Nebeneffekt: Es wird auch zu überprüfen sein, ob die erzieherische Wirkung der Blitzer wie bislang bekannt nur etwa 500 Meter davor und dahinter anhält.

 

Unfälle beim Überholen, Kollisionen am Fahrbahnrand und Unfälle durch zu hohe Geschwindigkeit, ohne Einwirkung eines zweiten Fahrzeugs – zählt Weise die häufigsten Unfallursachen in Deutschland auf. Das sind auch die Punkte, an denen AOSI ansetzt. „Wir haben uns vorher sechs Jahre lang das Unfallgeschehen auf den Strecken angesehen.“ So kamen die drei Thüringer Straßen unter die insgesamt elf Abschnitte – sämtlich in den neuen Bundesländern – die als besonders riskant gelten und deshalb entschärft werden sollen. So werden zum Beispiel auch in Sachsen zwei gefährliche Bundesstraßen mit zusätzlichen Überholstreifen ausgestattet.

 

Auswahlkriterium für eine unfallträchtige Strecke waren mindestens zwei Schwerverletzte pro Kilometer innerhalb von drei Jahren. Bei 149 Verunglückten, davon allein 52 Toten innerhalb von nur zwei Jahren gehörten die drei Nordthüringer Strecken zu den traurigen Rekordhaltern.

 

Einen der spektakulärsten Crashs an der B 4 kann man sogar noch heute nachvollziehen: Schrammen an einer Reihe von Pappeln neben der Straße markieren die Flugkurve eines Autos, das von der Straße geschleudert war.

 

Immer wieder lautet die Ursache: Zu hohes Tempo. Das kann auch Verkehrswissenschaftler Weise bestätigen. Denn vor dem Projekt seien die tatsächlich gefahrenen Geschwindigkeiten gemessen worden, erklärt er: „Wenn man sich die Resultate anschaut, da kriegt man eine Gänsehaut.“ Dass unter schlechten Sichtbedingungen bei erlaubten 100 km/h schon mal Tempo 187 gefahren werde, sei bei weitem keine Ausnahme. Nun werden im Rahmen eines einzigartigen Versuchs über drei Jahre dort Blitzer betrieben, wo es wegen zu hohen Tempos immer wieder krachte, Überholstreifen und „Sicherungen der Seitenräume“ gebaut, wo entsprechend andere Unfallursachen auftraten. Bei allen drei Thüringer Strecken „ist das Ziel, die extrem hohen Geschwindigkeiten zurückzunehmen“, sagt Weise. Und die rasche Aufeinanderfolge der Blitzer soll den Rasern klar machen, dass es auch keinen Sinn hat, zwischen den einzelnen Starenkästen immer wieder aufs Gas zu treten.

 

Erst in drei Jahren soll sich zeigen, ob der immerhin 26 Millionen Euro teuere Versuch ein Erfolg ist. „Dann ist nicht ausgeschlossen, dass dies auch Eingang in die Richtlinien für den Straßen-Neubau findet“, meint Weise. Immerhin kann es allerdings auch passieren, dass die Blitzer zur Unfallursache werden, wie ein Polizist bestätigt: „Es gibt doch tatsächlich Triefnasen, die erst kurz vor dem Blitzer eine Vollbremsung hinlegen.“ Auffahrunfälle sind die Folge. Doch: Ein paar Blechschäden muss man wohl in Kauf nehmen, dafür, dass nicht weitaus Schlimmeres passiert.

 

Übrigens: Bislang decken laut Weise die eingenommenen Bußgelder durch die Starenkästen nicht einmal die laufenden Kosten, von den Investitionen ganz zu schweigen. Wohl auch das ist ein Grund dafür, dass weitere Strecken in Thüringen nicht in den Versuch aufgenommen werden. Doch längst müssen Verkehrssünder ja schließlich immer und überall damit rechnen, dass sie ganz unerwartet der Blitz treffen kann.

 

Vgl. http://www.freies-wort.de/nachrichten/resy....phtm?id=713214

 

Für die Sicherheit: Auf der B 4 bei Sondershausen wird mit stationären Blitzern dem Tempolimit Nachdruck verliehen. - FOTO: ari

post-18-1100585847.jpg

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Nun, das klingt ausnahmsweise mal plausibel und riecht nicht nach Abzocke.

 

Besonders gefällt mir der Satz:

Die Blitzer würden den Autofahrern mit Schildern angekündigt und seien keineswegs versteckt: „Sie sind so groß, dass sie selbst der unausgeschlafene Autofahrer sieht.“
So muss Verkehrserziehung aussehen! :lol:
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das war in brandenburg genauso. und trotzdem gab es aufregung, weil die leute zu langsam fuhren und/oder auffahrunfälle geschahen. irgendwas wird man immer an den dingern auszusetzen haben...

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ich kenn die B4 und Brandenburg, das kannste nicht vergleichen. Auf der B158 haste du alle Paar Meter ein anderes Tempolimit, eine eche Seuche. Von 50 bis Nolimit alles dabei, vor jeder Kurve nen anderes. Nach nen paar minuten weisste schon nicht mehr, wie schnell du nun fahren darfst. Dazu alle paar KM ein Doppelblitzer.

 

Da ist die B4 eine echte Erholung und gut ausgebaut.

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Die dreispurigen Landstrassen mit überholspur gibt es in Frankreich. Allerdings wurden diese teilweise wider abgeschafft, da viele zu blöd sind diese vernüftig zu nutzen so das es zu vielen Frontalzusammenstössen kam.

 

Das gut sichtbare Blitzer nicht arbeitslos werden sehe ich regelmässig auf der A4 wo neben den Blitzer der VW-Bus oft mit eingeschalteter Warnblinkanlage steht, so das man die Kontrollstelle mindestens 200m vorher bemerkt.

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Guest Wilfried Webber
Das gut sichtbare Blitzer nicht arbeitslos werden sehe ich regelmässig auf der A4 wo neben den Blitzer der VW-Bus oft mit eingeschalteter Warnblinkanlage steht, so das man die Kontrollstelle mindestens 200m vorher bemerkt.

Warnblinker = "Liegengebliebenes Fahrzeug" oder Stauwarnung

 

Warnblinker != "Achtung, Radarkontrolle!"

 

:B):

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aha, plötzlich sehen alle alles ein.

 

was euch aber eher beunruhigen sollte: wenn der versuch funzt, ist bei neubaustrecken folgendes denkbar: alle 500m ein blitzer, wobei auf 50km ein bis zwei "teuere" innenleben kursieren. und dann?...möchte ich die gesichter mal sehen.

 

idefiix

 

PS: die aktion ist indirekt natürlich kostendeckend, wenn man gesamtwirtschaftlich bilanziert.

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was euch aber eher beunruhigen sollte: wenn der versuch funzt, ist bei neubaustrecken folgendes denkbar: alle 500m ein blitzer, wobei auf 50km ein bis zwei "teuere" innenleben kursieren. und dann?...möchte ich die gesichter mal sehen.

 

Wer soll das bitte bezahlen? Das kann sich gar nicht rentieren. Da wäre es viel effizienter, das Personal aufzustocken und mobile Messtechnik anzuschaffen.

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was euch aber eher beunruhigen sollte: wenn der versuch funzt, ist bei neubaustrecken folgendes denkbar: alle 500m ein blitzer, wobei auf 50km ein bis zwei "teuere" innenleben kursieren. und dann?...möchte ich die gesichter mal sehen.

 

Wer soll das bitte bezahlen? Das kann sich gar nicht rentieren. Da wäre es viel effizienter, das Personal aufzustocken und mobile Messtechnik anzuschaffen.

wie ich bereits schrieb: wenn man die folgekosten von unfällen einrechnet (vorausgesetzt sie könnten zum grossteil durch einhalten der geschwindigkeit vermieden oder gemindert werden), könnte man viele kästen aufstellen. auuserdem meinte ich: leere kästen die unregelmässig mit innenleben gefüllt werden.

 

idefiix

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Ich habe das schon verstanden. Trotzdem kostet die Errichtung der Anlagen Geld. Es könnte sich vielleicht rechnen, wenn man annimmt, sämtliche Unfälle würden durch die Überschreitung der zHg versursacht, dem ist aber nicht so, ergo können auch nicht alle Unfälle durch die massive Kontrolle der Geschwindigkeit verhindert werden.

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Das sind übrigens die neuen Truvelo (M4²?!)post-18-1100585847.jpg

 

was euch aber eher beunruhigen sollte: wenn der versuch funzt, ist bei neubaustrecken folgendes denkbar: alle 500m ein blitzer, wobei auf 50km ein bis zwei "teuere" innenleben kursieren. und dann?...möchte ich die gesichter mal sehen.

Das hat sich ganz schnell rumgesprochen, wo aktuell die Kamera drin sitzt.

 

Und hier mal eine Rechnung:

(Für beide Richtungen pro Kilometer)

Daddy Cool hat mal geschrieben, dass ein Starenkasten komplett 80000 Euro kostet. Ich ziehe 30000 für die Kamera+Rechner. ab.

2 pro Richtung 100.000

andere Richtung 100.000

das wären pro Kilometer zusätzliche Kosten von 200.000 EUR.

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Truvelo

 

Wer hat sich denn das Wort ausgedacht? :B): Klingt eher wie eine neue Trüffelpraline aus dem Hause Ferrero ... *g*

Das wort ist ein Kunstwort für True Velocity steht also übersetzt wie wahre Geschwindigkeit und will hierdurch seine hohe Genauigkeit hervorheben.

 

So ein leerer kasten wird doch eine 50k€ kosten, denn er besteht im günstigsten Fall nur aus einen Masthalter und einen Blechkasten. Messtechnik und Stromversorgung kann man in die Mobileinheit einbauen. Beispiele für so einen Kasten ist das Traffipax speedoguard

 

Man kann natürlioch auch eine Luxusausführung nehmen und Pizeosensoren+Masthalter und fester Stromversorgung in verbindung mit einer Traffiphot-S Meßeinheit. Diese Ausführung bietet bei höheren Kosten eine längere Betreibsdauer.

 

Die Stromversorgung kann man auch per Solarzellen wie bei den Parkautomaten erfolgen.

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Das gut sichtbare Blitzer nicht arbeitslos werden sehe ich regelmässig auf der A4 wo neben den Blitzer der VW-Bus oft mit eingeschalteter Warnblinkanlage steht, so das man die Kontrollstelle mindestens 200m vorher bemerkt.

Und ich hab mal eine Radarfalle daran erkannt, daß die Warnblinkanlage nicht eingeschaltet war.

Auffällig, so unauffällig... :unsure:

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Da es sich hierbei um eine Straftat (Sachbeschädigung) handeln würde, käme die Ausführung für mich nicht in Frage.

 

Ist doch klar, nicht?

 

;)

 

Kaimann

Nicht unbedingt-siehe Problematik Graffiti.

 

Solange wie es ohne größere Mühe ab geht und dabei der Untergrund nicht beschädigt wird, ist es keine Sachbeschädigung nach deutschen Recht.

 

Das soll jetzt aber nicht heißen, das ich dies jetzt gutheiße.

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Daraus folgt, mit Schmierfett einreiben wäre straffrei.

 

;):licht::lol:

 

Also das könnte ich mir vorstellen.

 

Allein die Kosten für Reinigung, die die Gewinne schmälern würden. Nein, das kann ich nicht verantworten, bei den klammen Gemeindkassen.

 

BTW: Schmierfett abzugeben.

 

MfG :lol:

 

Kaimann

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