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Feiertagsstreit


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@Besorgter:
dann zahlt erstmal mehr in den Länderausgleich ein, statt immer nur abzuschöpfen (Gruß an die werte Frau Simonis ;-) !

Nana, nicht vergessen, daß z.B. Bayern durch milliardenschwere Zuschüsse von einem Agrarland zu dem wurde was es jetzt ist...

 

Grobi

Die Anderen nehmerländer kassieren auch schon jahrzehnte ihre Milliarden und bringen nichts auf die Reihe.Bayern hat es wenigstens geschafft vom Nehmer-zum Geberland zu werden.Da es die anderen Bundesländer nicht schaffen oder wollen könnte man den Finanzausgleich gleich abschaffen da er seinen Zweck ganz offensichtlich nicht erfüllt.Verschiedene Länder haben es sich im Finanzausgleich ganz gemütlich gemacht.Wenn man den einschränken würde hätten Bund und Länder langfristig mehr Geld für sinnvolles zur Verfügung da die Nehmerländer anfangen müssten ihre Haushalte selbst in Ordnung zu bringen und nicht nach der Kohle der Anderen zu schreien.

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Also gut.....................Besorgter geht an die Tafel und schreibt 100 Mal.........................

 

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PS: Ich liebe meine Steuerungs- und meine V-Taste ... *g*

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Da es die anderen Bundesländer nicht schaffen oder wollen könnte man den Finanzausgleich gleich abschaffen da er seinen Zweck ganz offensichtlich nicht erfüllt.

Inwiefern erfuellt er seinen Zweck nicht?

Der Finanzausgleich sollte erreichen das in ganz Deutschland in etwa gleicher Wohlstand herrscht.Da es aber nach rund 50 Jahren trotz des verschiebens mehrerer Milliarden jährlich nur Bayern geschafft hat von einem armen Land zu einem dauerhaften Geber zu werden aber viele Anderen nicht mal Ansätze dazu zeigen und das Nord-Süd Wohlstandsgefälle immer noch sehr ausgeprägt ist könnte man dieses Instrument der Umverteilung als gescheitert ansehen.Das Ziel war ja das alle gleich viel haben und nichtdas welche ständig am Tropf hängen.Es ist aber für einige Nehmerländer extrem schlecht wenn sie an ihrem Zustand was ändern würden.Die Umverteilung führt dazu das finanzschwache Länder am Ende besser dastehen als die Schwachen.Siehe hierPunkt 3.

Das führt ja nicht gerade dazu sich anzustrengen,abgesehen von der Riesenbürokratie die für die Verteilung nötig ist.

 

Hilfe für ärmere Bundesländer ja,aber in Maßen.

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Ich halte die Argumentation zur geplanten Abschaffung für schwachsinnig: Was soll ein Arbeitstag mehr der Wirtschaft bringen, die an Absatzproblemen leidet?

Kein Absatz ohne Angebot. Nachfrage- und Angebotskurven schneiden sich im Preis (VWL Grundkurs). Verschiebt sich die Angebotskurve (ein bezahlter Feiertag weniger -> höhere Produktivität -> billiger), schneidet sie die Nachfragekurve in einem Punkt höherer Nachfrage. Diese Theorie steckt da dahinter.

 

Außerdem haben die südlichen Bundesländer mit mehr Feiertagen eine höhere Produktivität als die nördlicheren mit mehr Arbeitstagen.

Daraus lässt sich doch gar nichts ableiten, oder sollten die nördlichen Bundesländer mehr Feiertage einführen um in Schwung zu kommen (hier Gruß an @Netghost :geil: )?

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@fritz the cat

Es geht bei Art 106 (3) 2. GG (zum Nachlesen) nicht um Wohlstand, sondern um Dinge, wie Infrastruktur, nicht greifbare Werte, wie Chancen.

Dies sind IMHO auf jeden Fall anzustrebende Werte in D um extremen soziale Diskrepanzen vorzubeugen. Im Extremfall führt das nämlich zu Situationen, wie sie in Entwicklungsländern mit sehr vielen unter der Armutsgrenze und sehr wenigen mit immensem Reichtum zu beobachten ist.

Der Länderfinanzausgleich basiert (zumindest unter anderem) auf Art 106. Und wenn es nötig ist, um gleichwertige Lebensverhältnisse (nicht Einkommensverhältnisse) zu schaffen, muss der Länderfinanzausgleich aufrechterhalten werden. Oder willst Du, das Mitbürger aus strukturschwachen Regionen irgendwann die Münchener Vororte plündern oder ganze Landstriche Deutschlands verwaist sind, nur weil alle nach Bayern stürmen, um Arbeit zu bekommen?

 

PS um es vorweg zu nehmen: Dass viel Geld in den Behörden versickert, sollte sowohl in Nehmerländern, als auch in Geberländern bekämpft werden. Es gilt also, die Mittel des Länderfinanzausgleichs zielgerichteter und effizienter einzusetzen und nicht den Länderfinanzausgleich abzuschaffen.

 

Das Thema ist zu umfasasend, als dass ich Bock hätte hier jetzt ein absolut vollständiges Statement abzugeben, dann wäre ich nächste Woche noch nicht fertig und am Ende würd' es keiner lesen wollen, weils zu lang ist, aber der Link von Dir zeigt, dass es dazu genug Material im Netz gibt, sicher genausoviel Fürsprecher, wie Gegenargumente.

 

Gute Nacht hpvw

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@hpvw

 

Oder willst Du, das Mitbürger aus strukturschwachen Regionen irgendwann die Münchener Vororte plündern oder ganze Landstriche Deutschlands verwaist sind, nur weil alle nach Bayern stürmen, um Arbeit zu bekommen?

 

Wieso so visionär beschrieben? Das Ganze kannst Du bereits heute, wenn auch in viel zivilisierterer Form, schon beobachten. Die Region München ist da ein sehr gutes Beispiel. Die "Einheimischen" stellen in bestimmten Stadtvierteln schon lange nicht mehr die Mehrheit, da hörst Du mehr sächsisch, rheinländisch, brandenburgisch und norddeutsch als einheimischen Dialekt. Wenn man nicht weiter dabei bleibt, zumindestens bundesweit verteilt entsprechende "Wohlstandsinseln" (in Sachsen z.B. Leipzig und Dresden) zu schaffen (wenn schon kein flächendeckender Wohlstand möglich ist), wird sich dieser Effekt m.E. noch deutlich verstärken. Wobei München schon fast ein alter Stiefel ist, denn die Infrastruktur (Wohnen, Verkehr, ...) ist dort längst an seine Grenzen gelangt. Aber es gibt ja auch noch Stuttgart, Frankfurt, ... usw. Die sind dann eben als nächstes dran. Eigentlich ein gutes Zeichen für den eisernen Arbeits- und Wohlstandswillen der zuziehenden Menschen, nur halt absolut schieflastig und zu Lasten der entsprechenden Heimatregionen.

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Die Räume Stuttgart und Frankfurt haben, gerade für Pendler, die Grenzen ihres Wachstums auch schon längst überschritten; die Infrastruktur ist größtenteils nicht mehr den steigenden Anforderungen gewachsen. Und der intern vorhandene Wohnraum ist dort bedarfsunangemessen überteuert. Wer es sich leisten kann, residiert doch sowieso lieber im Taunus.

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@Besorgter Ich meinte schon etwas provokant plündern und nicht bevölkern. Also nicht Zuzug zwecks Arbeitssuche, sondern "Besuch" zwecks Raub und Diebstahl. So hoch wie in Metropolen wie Rio oder Kapstadt ist die Kriminalitätsrate ja in München noch nicht oder irre ich mich?

Ich wollte damit zum Ausdruck bringen, dass ich es nicht für wünschenswert halte, dass Reiche sich hinter Stacheldraht verstecken und mit gepanzerten Limousinen rumfahren müssen, weil die Gefahr von verzweifelten Arbeitslosen immens ist.

Sicher mindert ein Sozialstaat die Anreize selbst zu arbeiten, aber in gewissem Umfang trägt er auch zu öffentlichem Frieden und öffentlicher Ordnung bei. Ich meine, diskutierbar ist nur das wie und die Höhe, aber nicht das ob, sei es nun allgemein formuliert der Sozialstaat oder spezieller der Länderfinanzausgleich.

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Man sollte alle kirchlischen Feiertage abschaffen, da die derzeitige reglung gegen das Grundgesetz verstösst (gleichbehandlungen der Religionen). Denn es gibt keinen z.B jüdischen oder islamischen Feiertag, obwohl diese Religionen einen Teil der Bevölkerung ausmachen.

 

Um nicht zuviel Arbeitszeit zu gewinnen, sollte man neue Feiertage schaffen. Diese kann man bei einer erneuten Wirtschaftsschwäche dann abschaffen.

 

Vorschläge für neue Feiertage:

 

Geburtstag von Schröder und Stoiber.

Tag der steuerschätzung (stiller Trauertag)

 

Die Feiertage Neujahr (da sind eh alle zu besoffen um zu arbeiten), 1. Mai (da muss man sich mit der Polizei kloppen) und tag der deutschen verschuldung (Tag der deut. Einheit) sollten auf jeden fall bestehen bleiben.

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Um nicht zuviel Arbeitszeit zu gewinnen, sollte man neue Feiertage schaffen. Diese kann man bei einer erneuten Wirtschaftsschwäche dann abschaffen.

 

Vorschläge für neue Feiertage:

Wie wäre es die Feiertage zu bündeln, ich denke da vom schmotzigem Dunnstig bis Aschermittwoch ;)

 

Hier in der Gegend könnte eher Weihnachten wie die Fasnacht abgeschafft werden. :geil:

 

MfG.

 

hartmut

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in bisschen Ironie war schon im Beitrag.

 

da ich an jeden nicht Bundeseinheitlichen Feiertag arbeiten muß (bundesweit agierende Firma) kann ich auf die Feiertage verzichten. Allerdings fällt es schwer auf die kostenlose Pizza am Feiertag zu verzichten.

 

Ich hasse dieses blöde rumgejammere welchen Feiertag man abschaffen soll und das damit verbundene geheule der Kirchen.

 

Als alternative sollte man es den Arbeitgebern erlauben seine Mitarbeiter mit psychopharmaka zu füttern um die Leistungsbereitschaft zu erhöhen.

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Die Christlichen Feiertage abschaffen halte ich in anbetracht des GG für richtig, nicht wg. der Wirtschaft!

Als Atheist ziehe jetzt natürlich den gesamten Zorn der Bayern auf mich, aber damit kann ich (weit genug weg von Bayern) leben. Dafür sollte man dann wenigstens Neujahr einführen. Regional könnte man Feiertage einführen/bestehen lassen, die sich aus regionaler Tradition begründen lassen und an denen ohnehin die Arbeitsmoral dem Alkohol- und Feierwahn weichen müssen (z.B. Karneval in Köln, Düsseldorf, Mainz etc.).

Oder man gibt den Menschen entsprechend der Weggefallenen Feiertage Urlaubstage, so dass sie entsprechend ihrer Religion an den Feiertagen freinehmen können. An diesen religiösen Feiertagen dürfte dann ein Arbeitgeber einem nachweislich zu der entsprechenden Religion gehörendem Arbeitnehmer den Urlaubsantrag nicht verwehren. Yes, deutsche Regelungswut lässt grüßen und am ende steigt keiner mehr durch.

 

PS: die ersten drei Sätze meine ich noch ernst, der Rest ist wenigstens typisch deutsch :geil:

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Um nicht zuviel Arbeitszeit zu gewinnen, sollte man neue Feiertage schaffen. Diese kann man bei einer erneuten Wirtschaftsschwäche dann abschaffen.

 

Vorschläge für neue Feiertage:

Wie wäre es die Feiertage zu bündeln, ich denke da vom schmotzigem Dunnstig bis Aschermittwoch :D

 

Hier in der Gegend könnte eher Weihnachten wie die Fasnacht abgeschafft werden. :geil:

 

MfG.

 

hartmut

:o;) Das kenn ich irgendwoher.Kann mich gar nicht daran erinnern wann ich in dieser Zeit das letzte mal gearbeitet habe.Grob fällt in die Zeit mein jährlicher Gedächtnisverlust.Diese Zeit ist ja westlich von euch nicht harmloser.Morgen gehts wieder los.

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Um mal wieder on-topic zu kommen ...

 

Mittwoch, 10. November 2004

Feiertagsstreit kostet Sympathie

SPD sackt ab 

 

Die Diskussion um die Verlegung des Tages der Deutschen Einheit auf einen Sonntag hat die SPD nach einer Forsa-Umfrage Sympathien gekostet. In der am Mittwoch veröffentlichten wöchentlichen Umfrage des Instituts im Auftrag des Hamburger Magazins "Stern" und des Fernsehsenders RTL büßte die SPD im Vergleich zur Vorwoche einen Punkt ein. Sie liegt jetzt bei 32 Prozent. Die Union stieg um einen Punkt auf 39 Prozent. Die Werte aller übrigen Parteien blieben unverändert: Grüne 11 Prozent, FDP 8 und PDS 5. Für "sonstige Parteien" würden sich 5 Prozent entscheiden.

 

Die Idee, den Einheitsfeiertag zu verlegen, stößt bei den Deutschen generell auf große Ablehnung: Über zwei Drittel der Bürger (70 Prozent) sind dagegen. Nur ein Viertel (26 Prozent) hält es demnach für richtig, im Interesse von mehr Wirtschaftswachstum auf einen Feiertag zu verzichten.

 

Der Feiertagsstreit wird heute auch im Bundestag diskutiert. Für den Nachmittag ist auf Antrag von CDU und CSU sowie FDP eine Aktuelle Stunde zu dem Thema eingeplant.

 

Wenn denn ein Feiertag abgeschafft werden sollte, meinen nach der Forsa-Umfrage 23 Prozent der Bürger, es könne der "Tag der Arbeit" am 1. Mai sein. Jeweils 16 Prozent nannten den 3. Oktober oder Christi Himmelfahrt. 12 Prozent sprachen sich für den Pfingstmontag aus, 8 Prozent für den Karfreitag, 5 Prozent nannten den Ostermontag.

 

Vgl. http://www.n-tv.de/5447306.html

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  • 2 weeks later...

Das Interview der JF, was Egon Bahr ihnen in der SPD-Parteizentrale in Berlin gegeben hat (ich hatte es am 05.11. in diesem Thread hier gepostet), muss dann wohl wie eine Bombe bei einigen Gutmenschen eingeschlagen sein ... da ist sogar von "Entweihung" des Gebäudes die Rede, hihi - viel Feind, viel Ehr, top! :B): Hier der Artikel dazu. Sind auch wieder ein paar schöne Zeilen "Grundsatztexte" mit dabei, zwecks tieferem Verständnis zur Denke der Klientel.

 

© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. 48/04 19. November 2004

Geistige Atemnot

Deutsche Leidkultur: Egon Bahr, die Linke und die Nation

Herbert Ammon

 

Hat Egon Bahr das Willy-Brandt-Haus entweiht, als er die JF-Redakteure in der Berliner Parteizentrale zum Interview empfing? Aus den linksliberalen Medien dringt moralische Entrüstung, es herrscht ungläubiges Erstaunen über Bahrs arglosen Umgang mit den „Wölfen im Schafspelz“. Am Ende seines Interviews hatte er gesagt: „Willy Brandts Kniefall hat deutsche Schuld bezeugt. Aber kein Volk kann dauernd kniend leben.“ Eine solche Äußerung, vorgetragen auf einer Tagung der Friedrich-Ebert-Stiftung, schreibt eine Zeit-Redakteurin - „man hätte sich vielleicht sogar eine Träne aus dem Auge gewischt“. Doch wie konnte Bahr „ausgerechnet“ in dieser Zeitung nur solches sagen? Aus dem Auge der Hüterin des herrschenden Diskurses dringt eine Krokodilsträne.

 

Bahr zu unterstellen, er sei hereingelegt worden, entspringt dem Wunschdenken derer, die sich an seinen Aussagen stoßen. Wer seine Karriere als Politiker und Publizist verfolgte, konnte an seinen patriotischen Motiven nie zweifeln. Henry Kissinger, amerikanischer Außenminister unter Richard Nixon und Gerald Ford, war sich über die Fernziele der Ostpolitik im klaren. Er bezeichnete Bahr kurzweg als „deutschen Nationalisten“.

 

Bahr, ein vom NS-Regime gedemütigter Angehöriger der Kriegsgeneration, repräsentiert das, was den meisten deutschen Linken - trotz Mauerfall und Wiedervereinigung - ein Dorn im Auge ist: ein Deutscher, der sein Land liebt, weil er sich selber leiden kann. Die Psychologie der deutschen Linksliberalen ist anders gewirkt. Sie leiden an ihrem elitären Schuldkomplex, ununterscheidbar von narzißtischer Kränkung. Sie konnten ihren Vätern deren doppelte Erniedrigung - die Entwürdigung durch die NS-Verbrechen und die militärische Niederlage - nicht vergeben. Welch seltsame Motive in der Studentenrebellion ineinandergeflossen sind, gehört zum ideologiegeschützten Geheimnis der meisten ’68er. Die Deutschen als Nation, als Geschichtsnation und Schicksalsgemeinschaft taugen seither nur mehr als Objekt moralischer Entrüstung, als Kollektiv der Negativität.

 

„Deutschland einig Vaterland!“ Als die Rufe auf den Leipziger Montagsdemonstrationen ertönten, verweigerten sich die westdeutschen Linken, peinlich berührt, dem Appell ihrer Landsleute. Erst als nach der Wiedervereinigung in der Ex-DDR die Lehrstühle frei wurden, entdeckten sie ihr Interesse am Osten. Willy Brandts Worte: „Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört“, mußten in ihren Ohren nur peinlich klingen. Der in den 1970er Jahren etablierte Verfassungspatriotismus hatte für Begriffe, welche die Nation als Kollektiv, als historisch gewachsenen Organismus voraussetzten, keine Verwendung. Doch wir erinnern uns: Jürgen Habermas, der Staatsphilosoph der Bundesrepublik, entdeckte in jenen Jahren das Erbe des 20. Juli sowie die Motive der Bürgerbewegung in der DDR als Elemente eines neuen deutschen Patriotismus - ein patriotisches Strohfeuer, das rasch wieder erstickt wurde.

 

Unerhörte Worte kamen anno 1998 von dem neuen Kanzler Schröder. Plötzlich ging es um „deutsche Interessen“ in Europa, um Deutschland als eine „normale“ Nation unter den Nationen Europas. Als Zeichen der Normalität stellte er ein Stahlhelmporträt seines gefallenen Vaters auf den Schreibtisch. Danach adaptierte er sich in Wort und Tat dem politischen Curriculum der 68er Vollzeitpädagogen. Mit der Proklamation des „deutschen Weges“ gelang Schröder im September 2002 dann die Wiederwahl.

 

Im Gedenkjahr 2004 überwogen die obligatorischen nationalen Schuldbekenntnisse (für beide Weltkriege). Zum 3. Oktober, dem deutschen Nationalfeiertag, den er alsbald deutscher Finanznot wegen abschaffen wollte, lud Schröder den Islamisten Erdogan („Europa ist kein Christenclub“) nach Berlin zu Preisverleihung („Quadriga“) und Festvortrag. Auf 2005 dürfen wir gespannt sein.

 

Wohin Schröders „deutscher Weg“ führen soll, weiß er vermutlich selbst nicht so genau. Außenpolitisch bevorzugt der Kanzler Brüssel gegenüber Washington, sein Weg führt, ungenau markiert, von Berlin nach Paris und Moskau, nach Warschau und Ankara, schließlich an Rom vorbei nach New York zum ständigen Sitz im Weltsicherheitsrat.

 

Immer unsicherer erscheinen die Bahnen, auf denen sich die deutsche Gesellschaft im Innern bewegt. Während die Grünen die tumben Teutonen über ihre multikulturelle Zukunft belehren („Vielfalt statt Einfalt“), zeichnet sich die Desintegration der Gesellschaft im Dickicht der Parallelgesellschaften ab. Was aber, wenn die politisch-sozialen Integrationskräfte nicht mehr vorhanden sind? Für Bahr ist patriotische Hinneigung zu einem „schwieriges Vaterland“ noch ein selbstverständliches Motiv. Doch wie steht es mit den Jüngeren? Aus der behutsam beschworenen deutschen „Leitkultur“ machten Unbedarfte erwartungsgemäß eine deutsche „Leidkultur“. Und noch ehe die Dinge benannt werden dürfen, heißt es „Aufstehen gegen Rechts“.

 

Wer in diesem Klima geistige Atemnot verspürt, wer nach gedanklicher Pluralität, nach ernsthaften Debatten über die Zukunft verlangt, wird Bahrs Auftritt zu schätzen wissen.

 

Herbert Ammon ist Historiker und forscht zum Thema „Linke und Nation“.

 

Vgl. http://www.junge-freiheit.de/aa_04.htm

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@hartmut

 

Wenn es mehr aufrichtige Linke wie Egon Bahr gäbe (und die Meinung, die Du hier vertrittst, links muss nicht zwingend mit Vaterlandshass einher gehen), glaube mir, ich hätte deutlich weniger Probleme mit euch ... ;-) Aber leider siehst Du ja, was die linke Gefolgschaft gleich draus macht ... von daher werden meine Zweifel wohl bleiben, die Du zu zerstreuen versucht hast.

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So nach Lektüre der heutigen FR muss ich jetzt nochmal diesen alten Thread aus der Versenkung holen.

Hier der Artikel dazu. Sind auch wieder ein paar schöne Zeilen "Grundsatztexte" mit dabei, zwecks tieferem Verständnis zur Denke der Klientel.
Sehr schön beschrieben wird die Denke dieser "Klientel" (und auch von mir) im folgenden Auszug aus einem Interview der FR mit dem Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden, Salomon Korn:
In der wieder anhebenden Debatte darüber, was eigentlich deutsche Leitkultur ausmacht, mischt sich eine merkwürdige Vorstellung des Nationalen mit der Sehnsucht nach einem selbstbewussten Umgang mit der eigenen Geschichte. Sehen Sie in diesem Spannungsfeld ein Problem?

 

Es hat sich gezeigt, dass der Nationalismus des 19. Jahrhunderts vor allem in Deutschland eine Reaktion auf die mit den napoleonischen Befreiungskriegen, der industriellen Revolution und der Auflösung tradierter Werte verbundene Verunsicherung war. Das heißt: In Zeiten großer Verunsicherung erfolgt häufig der Rückzug auf die eigene Gruppe, die eigene Ethnie, die eigene Geschichte, um sich in einer unübersichtlich gewordenen Welt Übersicht zu verschaffen. Wenn heute von deutscher Leitkultur die Rede ist, dann ist das ein Rückfall ins 19. Jahrhundert. Denn aus der europäischen Geschichte des 18. Jahrhunderts - der Aufklärung, des Humanismus, der Emanzipation, dem Versprechen von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit -, sollten wir gelernt haben, dass Leitkultur, wenn sie wirklich als europäische begriffen wird, nur eine demokratische sein kann - eine Leitkultur des Rechtsstaates und der Menschlichkeit, eben eine Leitkultur bester europäischer Tradition.

 

Also ist es der Geist der Gesetze in Europa?

 

Die Werte, die Europa einst mühsam erkämpft hat und die es als Ganzes kennzeichnen, sollten auch in Zukunft definieren, was unter Leitkultur zu verstehen ist - nicht nationale Einfärbung, gleich welcher Herkunft. Dass in Deutschland die Geschichte eine deutsche und christliche ist und sich das in jeder Dorfkirche zeigt, nimmt dem europäischen Anspruch nichts von seiner Universalität, so, wie umgekehrt nationale Besonderheiten durch Europa nichts von ihrer Einzigartigkeit einbüßen. Das Problem aber bleibt, dass in Zeiten, in denen Menschen angebliche oder tatsächliche Gefahr spüren, der Rückzug ins Überschaubare, - sei es die Familie, die Nation, das Völkische -, erfolgt. Und wir befinden uns in einer Phase, in der dies wieder stärker spürbar wird.

 

Ein Patriotismus bezogen auf die Werte, die die europäischen Nationen teilen, ist der Patriotismus der Zukunft, der Patriotismus bezogen auf die eigene Ethnie ist ein Rückfall in die Vergangenheit. Ich bin froh, dass ich mit dieser Ansicht nicht allein stehe. Besser als in diesem Interview hätte man es nicht auf den Punkt bringen können.

 

Und kurz noch 2 Anmerkungen zum JF-Artikel:

Bahr, ein vom NS-Regime gedemütigter Angehöriger der Kriegsgeneration, repräsentiert das, was den meisten deutschen Linken - trotz Mauerfall und Wiedervereinigung - ein Dorn im Auge ist: ein Deutscher, der sein Land liebt, weil er sich selber leiden kann.  .....

Die Deutschen als Nation, als Geschichtsnation und Schicksalsgemeinschaft taugen seither nur mehr als Objekt moralischer Entrüstung, als Kollektiv der Negativität.

1. Ich kann mich auch selber leiden, habe sicher keinen Minderwertigkeitskomplex, aber muss ich deshalb zwangsläufig mein Land lieben?

2. Die Nation als Schicksalsgemeinschaft verliert in Zeiten der Globalisierung objektiv gesehen immer mehr an Bedeutung weil die Menschheit immer mehr zu einer globalen Schicksalsgemeinschaft wird, während sie (wie Korn treffend feststellt) in der Gefühlswelt der Menschen wieder wichtiger wird. Für mich eine bedenkliche Entwicklung, nicht nur weil sie extremistischen Parteien nützt sondern auch weil durch die verstärkte Diskussion nationaler (oft völlig unwichtiger) Themen die Diskussion der wirklich wichtigen Zukunftsfragen in den Hintergrund gedrängt wird. Beispiel: Das Desaster der Unionsvorschläge zur Gesundheitsreform wird schnell mit einer sowas von blödsinnigen Debatte um die Einführung eines Schwur auf die Verfassung vor einer Einbürgerung aus den Schlagzeilen gedrängt.

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@LiLa

 

Mit Verlaub, aber der Herr Korn hat mich doch schon irgendwie die Stirn runzeln lassen ...

 

Wenn heute von deutscher Leitkultur die Rede ist, dann ist das ein Rückfall ins 19. Jahrhundert.
Erkläre mir doch bitte mal, WARUM in aller Welt jedes x-beliebige Land dieses Planeten ein gesundes Nationalbewusstsein entwickeln darf, nur Deutschland soll dies verwehrt bleiben? Warum? Nur eine gängige Begründung, warum wir scheinbar immer anders zu sein haben als die Anderen? Warum? Ich verstehs nicht ... Oder ist vielleicht gerade das eine wichtige Ursache, warum Nationalismus zur Gefahr werden kann, weil man ihn nicht haben darf und er so in den Untergrund oder in die Hände von Extremisten gerät, die sich dann eben mit Gewalt holen, was so nicht möglich war? Schonmal darüber nachgedacht (auch in Bezug auf damals)?

 

1. Ich kann mich auch selber leiden, habe sicher keinen Minderwertigkeitskomplex, aber muss ich deshalb zwangsläufig mein Land lieben?

 

Dann beschreibe doch mal, was Dich persönlich ausmacht? Worüber definierst Du Dich? Sollten es typische Werte sein, wie sie der westlichen Welt (speziell den Deutschen) nachgesagt werden, solltest Du Dich mal fragen, ob Du vielleicht nicht insgeheim für genau die gleichen Werte wie übergeornet die Konservativen stehst, nur mit dem Unterschied, dass es Dir eben schnurzegal ist, wenn diese irgendwann verloren gehen (das würde ich dann egoistisch bzw. dekadent nennen).

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Erkläre mir doch bitte mal, WARUM in aller Welt jedes x-beliebige Land dieses Planeten ein gesundes Nationalbewusstsein entwickeln darf, nur Deutschland soll dies verwehrt bleiben?
Nationalbewusstsein sollte nicht nur in Deutschland ein Relikt der Vergangenheit sein sondern auch in den übrigen Staaten der Welt. Wenn man die positive und die negative Wirkung von Nationalbewusstsein insgesamt aufwiegen würde, würde die negative Wirkung bei weitem überwiegen.

Um die Zukunft erfolgreich meistern zu können müssen wir in Europa weg kommen von dieser Kleinstaaterei, genauso wie die positive Entwicklung Deutschlands erst nach Überwindung der Kleinstaaterei und dem Zusammenschluss zu einem Reich im 19ten Jahrhundert möglich war. Die Antwort auf die Zukunftsfragen in einer globalisierten Welt liegen ausschließlich in einem immer stärkeren europäischen Zusammenwachsen.

Nur eine gängige Begründung, warum wir scheinbar immer anders zu sein haben als die Anderen

Warum muss man denn immer die Fehler anderer kopieren? Wenn das anders sein besser ist, muss man auch mal gegen den Strom schwimmen (mach ich ja in diesem Forum auch andauernd :cop01: ).

 

Dann beschreibe doch mal, was Dich persönlich ausmacht? Worüber definierst Du Dich?

Dass umfassend zu beantworten, sprengt leider meinen zeitlichen Rahmen. Sehr wichtig für mich sind die Werte, die von Herrn Korn genannten werden, die Werte, auf die unsere Verfassung aufbaut. Nichts am Hut habe ich mit dem typisch deutschen, wie es die N-TV Bildgalerie so schön zeigt.

Und übrigens, was mich die Stirn runzeln lässt: Wie kannst du dich mit einem Volk identifizieren, dass sich (in nicht gerade kleinen Teilen) mit glasigen Augen in kollektiver Verzückung laut grölend fragt, ob denn der Holzmichl noch lebt! :P

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@LiLa

 

Nationalbewusstsein sollte nicht nur in Deutschland ein Relikt der Vergangenheit sein sondern auch in den übrigen Staaten der Welt. Wenn man die positive und die negative Wirkung von Nationalbewusstsein insgesamt aufwiegen würde, würde die negative Wirkung bei weitem überwiegen.

Und an genau diesem Punkt muss ich Dir eine gewisse Kurzsichtigkeit (um nicht zu sagen, deutsche Borniertheit, ja, auch negative Eigenschaften zählen leider zu unserem Spektrum - welche es aber abzulegen gilt) unterstellen. Die Welt am deutschen Vorbild genesen zu lassen, ist schon einigen unrühmlichen Vorgängern nicht gelungen - warum sollte es ausgerechnet diesmal klappen? Schau Dich doch mal in Europa um, wer hat denn ein wirkliches Interesse am Verschwinden der Nationalstaaten, außer einem Häuflein deutscher (evtl. weiterer europäischer, aber stark in der Minderheit befindlicher) Linksintellektueller? Niemand, aber wirklich niemand. Weder in Frankreich, noch in Großbritannien noch in irgendeinem anderen tonangebenden EU-Mitgliedsland. Warum diese offenbar mehrheitliche Meinung einfach so wegwischen? Wer das tut, verhält sich ignorant, undemokratisch und unrealistisch. Eine europäische Einheit - insofern damit die Verschmelzung der Kulturen gemeint ist - ist einfach nicht erwünscht. Und sie ist rein wirtschaftlich gesehen auch überhaupt nicht notwendig (und darum gehts ja hauptsächlich, um bei der Globalisierung zu bestehen).

 

Welche negativen und positiven Wirkungen meinst Du? Was sind die negativen? Wo hat es Frankreich und Großbritannien geschadet, sich im Bedarfsfall jeweils für den "nationalen Weg" zu entscheiden? Deutschland hat sich fast nie für den "nationalen Weg" entschieden in den Debatten der letzten Jahrzehnte und das Resultat war, als schwach und nachgiebig belächelt worden zu sein und hinterher die Zeche in den jeweils größten Anteilen zu bezahlen (finanziell, Einbuße an kulturellen Eigenheiten, deutsch ist nicht mal eine der offiziellen Amtssprachen in Brüssel (frz und eng), obwohl die deutschsprachigen EU-Bürger den höchsten Anteil stellen! Dabei hätten die deutschen Parlamentarier jede Möglichkeit gehabt, dies durchzusetzen, wenn sie denn gewollt hätten). Und komisch ist auch, F und GB haben keineswegs an Ansehen verloren durch ihre starke in sich gekehrte Haltung. Eher im Gegenteil. Das alles lässt mich zu dem Schluß kommen, dass es keineswegs schlecht sein kann, selbstbewusster und in einer althergebrachten Einheit aufzutreten, als Idealen nachzuhecheln, die außer man selbst niemand will. Solange es keinen breiten, EU-weiten Konsens zu diesem Thema gibt, muss Bestandsschutz bei den existierenden Einheiten (=Nationalstaaten) die Regel Nummer 1 sein. Alles andere ufert in Sozialromantik aus, bei der die einen ausbluten und die anderen sich bereichern. Dann lieber ein harmonisches Nebeneinander und Stück für Stück beiderseitig aufeinander zugehen, als ein einseitiges Miteinander, bei dem der Eine gibt und der Andere, ohne sich zu verändern, nimmt.

 

Warum muss man denn immer die Fehler anderer kopieren? Wenn das anders sein besser ist, muss man auch mal gegen den Strom schwimmen (mach ich ja in diesem Forum auch andauernd  ).

 

Seine Kräfte zu bündeln, gemeinsam für eine Sache auf Basis seiner Werte und Erfahrungen einzustehen, ist kein Fehler. Da Nationalstaaten über sehr lange Zeit gewachsene Strukturen anbieten, eignen sie sich dazu optimal. Gäbe es tatsächlich mal zwei Gesellschaften oder Staaten, die sich derart ähnlich sind, dass es nicht lohnt, sie doppelt zu verwalten, klar, warum nicht, immer zusammen damit, kann nur lohnen, seine Kräfte noch weiter zu bündeln. Diesen Umstand sehe ich aber für Europa noch lange nicht als gegeben an. Da muss noch viel passieren.

 

Dass umfassend zu beantworten, sprengt leider meinen zeitlichen Rahmen. Sehr wichtig für mich sind die Werte, die von Herrn Korn genannten werden, die Werte, auf die unsere Verfassung aufbaut. Nichts am Hut habe ich mit dem typisch deutschen, wie es die N-TV Bildgalerie so schön zeigt.

Kannst Du nicht wenigstens einige Schlagworte anführen, durch welche Du Dich in Deinem täglichen Leben, bei den Tätigkeiten, die Du ausführst, beim menschlischen Miteinander usw. leiten lässt? "Verfassung" ist mir ein bißchen zu schwammig, ehrlichgesagt.

 

Und übrigens, was mich die Stirn runzeln lässt: Wie kannst du dich mit einem Volk identifizieren, dass sich (in nicht gerade kleinen Teilen) mit glasigen Augen in kollektiver Verzückung laut grölend fragt, ob denn der Holzmichl noch lebt!

 

Fass ich einfach mal als Satire Deinerseits auf. Proletenveranstaltungen gibt es in jedem noch so hochkultivierten Land dieser Welt ... ;-)

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Hallo Besorgter,

 

weil ich wie gesagt derzeit wenig Zeit habe, hat meine Antwort etwas gedauert.

 

Welche negativen und positiven Wirkungen meinst Du
Da du von den positiven Wirkungen von Nationalgefühlt sowieso überzeugt bist, beschränke ich mich auf die Darstellung der negativen. Im Großen: Nationalismus war die mehr oder weniger bestimmende Antriebskraft fast aller kriegerischer Auseinandersetzungen der europäischen Geschichte. Insbesondere die Ursachen des ersten Weltkriegs waren rein national-emotionaler Natur, einen konkreten, rational nachvollziehbaren Grund gab es nicht. Es war (auf allen Seiten) verletzter nationaler Stolz, Angst vor einer Vorherrschaft anderer Nationen und besonders auf deutscher Seite, ein Überlegenheitsgefühl bezüglich der eigenen Kultur.

Im Kleinen: Wenn eine Gruppe (egal in welcher Größenordnung) ein besonders starkes Gemeinschaftsgefühl hat, besteht eine große Gefahr zu einer Abgrenzung gegenüber anderen, es bildet sich eine Wagenburgmentalität, die problematisch ist für das Zusammenleben mit Außenstehenden und fast zwangsläufig zu Konflikten führt bzw. diese verstärkt. Der Focus und die Kräfte der Gruppe richten sich dann mehr auf den Konflikt mit den anderen als auf die wünschenswerte gegenseitige Unterstützung innerhalb der Gruppe.

 

Dann lieber ein harmonisches Nebeneinander und Stück für Stück beiderseitig aufeinander zugehen ...  Diesen Umstand sehe ich aber für Europa noch lange nicht als gegeben an. Da muss noch viel passieren.
Deutschland hat sich fast nie für den "nationalen Weg" entschieden in den Debatten der letzten Jahrzehnte und das Resultat war, als schwach und nachgiebig belächelt worden zu sein und hinterher die Zeche in den jeweils größten Anteilen zu bezahlen  ...  als Idealen nachzuhecheln, die außer man selbst niemand will. 
Der Weg zum europäischen Zusammenwachsen ist langwierig und mühsam, richtig, und dessen Wichtigkeit wird leider noch nicht im erforderlichen Ausmaß erkannt, auch richtig, gleichwohl ist dieser Weg in meinen Augen der einzig gangbare, um die wirtschaftliche Stärke und damit das hohe Wohlstandsniveau Europas zu erhalten. Um Fortschritte auf dem Weg des Einigungsprozesses zu erreichen, ist es durchaus auch sinnvoll, dass Deutschland größere Schritte als die Nachbarn macht, denn letztendlich ist das immernoch "billiger" als die Folgen in kauf zu nehmen, die auf uns zukommen, wenn man auf halben Wege stehen bleibt. Das diese Vorleistungen nicht für immer und ewig bestehen, zeigt doch auch die Entwicklung der letzten Zeit. Die Rabatte bei der Gemeinschaftsfinanzierung, die England unter Margaret Thatcher durchsetzen konnte, sind mittlerweile Geschichte und die im Nizza-Vertrag festgeschriebene Stimmgewichtung im europäischen Rat wurde doch schon nach wenigen Jahren wieder korrigiert. Anzumerken dabei ist, dass der Wendepunkt insbesondere in den Verhandlungen mit der polnischen Regierung die Abwahl der Polen unterstützenden konservativen spanischen Regierung (dem anderen "Nizza-Profiteur") war. Nachdem die neue sozialistische Regierung in Spanien als erste Amtshandlung die Neuregelung der Entscheidungsverfahren innerhalb der EU, so wie im Verfassungsentwurf vorgeschlagen, anerkannte, stand Polen allein da und musste nachgeben.

 

Eine europäische Einheit - insofern damit die Verschmelzung der Kulturen gemeint ist - ist einfach nicht erwünscht. Und sie ist rein wirtschaftlich gesehen auch überhaupt nicht notwendig (und darum gehts ja hauptsächlich, um bei der Globalisierung zu bestehen).

Jenseits der von der Union in der Öffentlichkeit immer wieder in den Raum gestellten, inhaltlich reichlich unkonkreten Schlagwörtern, die in ihrerm weiten Interpretationsspielraum den äußersten, rechten Rand der Gesellschaft in die Partei integrieren sollen, wird in der weitgehend im Verborgenen geführten inhaltlichen Diskussion auch von der CDU die Notwendigkeit gesehen, eine europäische Identität aufzubauen:

 

Es fehlt auch an Selbstvergewisserung über den eigenen Wertekanon, der dadurch, dass er unaufgebbarer Bestand der eigenen Existenz ist, Identität begründet und damit zur Selbstbehauptung motiviert. Denn Identität heißt auch immer Anderssein, Sich-Unterscheiden und dadurch bei sich selbst sein können. Dieser Wertekanon kann heute nur ein „westlich-europäischer“ sein, und damit lässt sich zugleich der Bogen schlagen zu Dolf Sternbergers „Verfassungspatriotismus“ und zu den ihn begründenden „europäischen“ historisch-kulturellen Erfahrungen, Einsichten und Konsequenzen, die als teilidentisch mit „nationaler“ die inhaltlichen Bezugspunkte einer „europäischen Identität“ bilden. Nach wie vor ist die Wirtschaftspolitik die treibende Kraft im europäischen Einigungsprozess. Die dominierende Ausrichtung der europäischen Frage auf das Währungs- und Wirtschaftspolitische lässt jedoch vergessen, dass Europa als Idee und Wirklichkeit sich nicht primär aus ökonomischen Überlegungen ableiten lässt, sondern als geistige Dimension und daher als Idee kultur-stiftend wirkte. Nur diese historisch gewachsene Kultur ermöglicht es uns, die Besonderheit des „Europäischen“ und seinen Auftrag zu definieren und in und über Europa hinaus zu verwirklichen. Bislang hat das Thema „Europa“ immer noch zu wenig Eingang in Bildungspläne gefunden, und wenn, dann überwiegt die europäische Einigung nach 1945. Die Kulturgeschichte der Nachbarländer sowie die Behandlung der historisch-kulturellen Dimension sind viel zu wenig berücksichtigt. Nur ein europäisches Geschichtsverständnis, das die geistigen Wurzeln in Athen, Rom und Jerusalem ebenso einbezieht wie die kulturelle Zugehörigkeit der vormals unter sowjetischer Herrschaft stehenden Staaten und Völker Mittel- und Osteuropas sowie die leidvollen Erfahrungen mit dem kommunistischen Totalitarismus und dessen Überwindung, kann – in Achtung aller nationalen Besonderheiten die Basis für ein modernes europäisches Selbstbewusstsein und damit für eine europäische Mentalität (Identität) sein. Als Konstanten unseres gewachsenen „geistigen Besitzes“ als Europäer sind dabei hervorzuheben:

- das klassische Erbe (Philosophie, Rationalität, Recht, Begrifflichkeit des Lateinischen),

- das Christentum und das Judentum,

- die europäische Sprachfamilie,

- die Würde des Menschen als Individuum und als Person;

- ein mehrfacher Dualismus, nämlich von Freiheit und Verantwortung, Rechten und Pflichten, - Recht und Gerechtigkeit,

- eine überindividuelle Rechtsordnung,

- die Bürger- und Menschenrechte,

- die Gleichheit vor dem Gesetz,

- die vielfältigen Formen der Machtkontrolle,

- eine demokratische Willensbildung.

Quelle: Konrad-Adenauer-Stiftung, G. Buchstab, J.-D. Gauger: Was die Gesellschaft zusammenhält.

 

Damit ist auch schon viel zu meiner Einstellung bezüglich des menschlichen Miteinanders gesagt:

- andere mit meinen Handlungen nicht mehr als absolut unvermeidbar beeinträchtigen (und das auch von anderen einfordern)

- ein vorurteilsfreier, ehrlicher und fairer Umgang mit anderen

 

Die in der obigen Studie ansonsten aufgestellten Thesen teile ich nicht unbedingt, sie wären aber auf alle Fälle eine gute Diskussionsgrundlage, da sie das Thema Patriotismus konkretisieren und wegführen von inhaltslosen Schlagwörtern, die leider die öffentliche Diskussion bestimmen. Leider fehlt mir die Zeit, diese durchaus interessante Diskussion hier jetzt zu führen. Vielleicht später.

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