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Artikel Aus "das Beste Aus Reader's Digest"


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Ich habe grade einen Beitrag in der Monatszeitschrift "Das Beste aus Reader's Digest" gelesen und da kamen mir doch glatt einige Teilnehmer des Radarforums in den Sinn - warum wohl? Aber macht euch selbst ein (Feind-)Bild:

 

Autofahren ist Charaktersache

 

Eine Untersuchung in Großbritannien hat ergeben, daß rabiate Autofahrer oft Menschen mit asozialer Grundeinstellung sind

 

Aus der Monatszeitschrift Réalités

 

Ein Mann fährt am Abend auf einer verkehrsreichen Straße durch Londoner Vororte und ärgert sich über die vielen entgegenkommenden Wagen mit nicht abgeblendeten Scheinwerfern. Ihm tun schon die Augen weh, aber die Kette reißt nicht ab. Endlich hat er genug. Halb blind von dem grellen Licht, schwört er sich: „So, dem nächsten zeig' ich's jetzt!“ Als ihm gleich darauf abermals zwei Scheinwerfer aus dem Dunkel der Nacht entgegenstrahlen, schert er aus und hält direkt auf sie zu.

 

Der Mann selbst blieb unverletzt, aber die beiden Insassen des anderen Wagens fanden bei dem Zusammenstoß den Tod.

 

Gewöhnlich werden Verkehrsunfälle auf unglückliche Umstände zurückgeführt, aber Dr. T. C. Willett, Dozent für Soziologie an der Universität Reading in England, ist da anderer Meinung. Er zeigt in seinem kürzlich erschienenen Buch „Criminal on the Road“ (Verbrecher der Landstraße), einer soziologischen Untersuchung an 653 Verkehrssündern eines englischen Polizeibezirks, daß die meisten Unfälle durch Rücksichtslosigkeit verursacht werden, eine Rücksichtslosigkeit, die sich nur aus einer asozialen Grundeinstellung erklären läßt. Wie der Mensch lebe, so fahre er auch.

 

Nur 14 Prozent aller Unfälle in jenem Bezirk waren durch unvorhergesehene Dinge wie eine blockierte Lenkung, einen geplatzten Reifen oder eine störende Wespe im Wagen zustande gekommen. Bei den übrigen 86 Prozent war der Fahrer selbst schuld, weil er im entscheidenden Augenblick etwas getan oder unterlassen hatte, was er nicht hätte tun oder unterlassen dürfen.

 

Die meisten Menschen leben in dem Glauben, Verkehrssünder seien an sich im allgemeinen ordentliche Menschen, brave Familienväter, die nur hinter dem Lenkrad gemeingefährlich werden. Das Ergebnis der Untersuchung deutet allerdings genau in die entgegengesetzte Richtung. Hinter dem Lenkrad zeigt sich ein Mensch von seiner wahren Seite. Wer sich im Straßenverkehr unsozial verhält, tut das höchstwahrscheinlich auch sonst.

 

Von den 653 Verkehrssündern waren 23 Prozent bereits wegen Gewalttätigkeit, Diebstahl, Sittlichkeitsverbrechen oder anderen Delikten vorbestraft. Weitere 9 Prozent waren der Polizei bekannt; sie standen im Verdacht, eine unsaubere Weste zu haben. (Eine ähnliche Untersuchung in Kanada hat ergeben, daß von 96 an Unfällen beteiligten Kraftfahrern 34 Prozent wegen Personen- oder Sachvergehen vorbestraft waren. Weitere 17 Prozent hatten schon vor dem Jugendgericht gestanden.)

 

Diese Ziffern zeigen, daß Autofahrer, die sich schwerer Verkehrsdelikte schuldig machen, durchaus nicht immer ehrenwerte Leute sind, sondern vielfach Kriminelle oder kriminell Veranlagte.

 

Aggressivität – die treibende Kraft hinter den meisten Verbrechen – ist nach Meinung von Dr. Willett auch ein Charakteristikum des asozialen Fahrers. Sie ist bei den Betreffenden, mehr oder weniger stark ausgeprägt, latent immer vorhanden; aber im Alltag haben sie normalerweise nicht viel Gelegenheit, sie nach außen hin zu zeigen. Nur auf den Straßen, wo keiner den anderen kennt, lassen sie ihr freien Lauf. Wer soll ihnen da etwas anhaben? Man braucht ja nur auf den Gashebel zu treten – und schon ist man über alle Berge.

 

Außerdem ist der notorische Verkehrssünder nach Dr. Willett ein ausgeprägter Egoist. Er glaubt, alle anderen müßten sich nach ihm richten. Es macht ihn krank, wenn er die Straße nicht für sich allein hat. Am liebsten möchte er alles wegscheuchen, was ihm in die Quere kommt. Drei Viertel der von Dr. Willett erfaßten Verkehrssünder betrachten er als die natürlichste Sache von der Welt, sich, wenn es keiner merkt, aus purer Bequemlichkeit über die Verkehrsvorschriften und die Rechte anderer hinwegzusetzen.

 

Wirklich gefährliche Verkehrssünder sind oft auch starke Trinker, aber Dr. Willett hält es für oberflächlich, dem Alkohol die Hauptschuld zu geben, wie es in allen Statistiken geschieht. Man sollte sich einmal eingehender mit den seelischen Störungen befassen, die einen Autofahrer zum Alkoholiker machen und so seine Unausgeglichenheit noch verstärken.

 

In diesem Zusammenhang berichtet der Soziologe von einer amerikanischen Untersuchung, bei der ein mehrfach wegen Trunkenheit am Steuer bestrafter Autofahrer gefragt wurde, was der Alkohol für eine Wirkung auf ihn habe.

 

„Er befreit mich von meinen Minderwertigkeitsgefühlen“, entgegnete der Mann. „Ich vergesse alle meine Sorgen und glaube, den Wagen ganz sicher in der Hand zu haben, bei jeder Geschwindigkeit, und ich möchte einfach nicht den Fuß vom Gas nehmen.“

 

Und hier noch ein paar allgemeine Feststellungen von Dr. Willett zur Charakteristik der Verkehrssünder. Es sind zunächst fast lauter Männer. Nur jeder dreizehnte ist weiblichen Geschlechts. Außerdem sind es meist junge Leute zwischen achtzehn und neunundzwanzig Jahren, und von diesen vor allem die Sechsundzwanzigjährigen.

 

45 Prozent der Verkehrssünder waren angelernte oder ungelernte Arbeiter, obwohl diese Berufsgruppen in dem untersuchen Bezirk nicht einmal 29 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen.

 

Zum Schluß hebt Dr. Willett hervor, daß sich die notorischen Verkehrssünder weder als Kiminelle betrachten noch glauben, daß andere sie dafür halten könnten. Einer sagte glattweg: „Nach einem Unfall weiterfahren ist so, als sagte man nichts, wenn man in einem Geschäft zuviel herausbekommt. Es ist eine große Versuchung, und niemand kann einem einen Vorwurf machen, wenn man ihr erliegt. Wer dabei erwischt wird, hat eben Pech gehabt.“

 

Ein anderer meint. „Wer einen Unfall baut, tritt einer Art Klub bei. Sowie irgendwo einer das Thema anschneidet, geben alle ihre Geschichte zum besten. Es ist wie bei Leuten, die schon einmal operiert worden sind.“

 

Diese unter Verkehrssündern weitverbreitete Einstellung, mit der sie häufig nicht einmal Anstoß erregen, ist nach Ansicht von Dr. Willett außerordentlich gefährlich; denn je größer in einem Gemeinwesen die Zahl derer ist, die strafbare Handlungen stillschweigend dulden, desto mehr werden verübt. Den rabiaten Fahrern, meint er, könne man nur dann das Handwerk legen, wenn die Menschen endlich lernen, Rücksichtslosigkeit am Steuer nicht als Spleen einiger gedankenloser Fahrer zu betrachten, sondern als bewußt gesellschaftsfeindliches Verhalten, mit anderen Worten, als eine Art Verbrechen.

 

...............

 

Eine statistische Erhebung in Essen hat überraschend Zusammenhänge zwischen Verkehrsdelikten und allgemeiner Kriminalität aufgedeckt. Drei Gruppen von Autofahrern wurden untersucht. Der ersten Gruppe gehörten nur unfallfreie Fahrer an. Drei Prozent von ihnen waren Vorbestrafte. In der Gruppe der Autofahrer, die sich innerhalb eines Jahres ein Verkehrsdelikt hatten zuschulden kommen lassen, waren 20 Prozent wegen andere gesellschaftsfeindlicher Vergehen vorbestraft, und in der Gruppe mit zwei und mehr Verkehrsvergehen betrug der Anteil der Vorbestraften 38 Prozent. Von hundert Autofahrern ohne Vorstrafenregister waren neunzehn in einen Unfall verwickelt, bei den einmalig Vorbestraften war der Prozentsatz mehr als dreimal so hoch, und bei den Kriminellen mit zwei und mehr Vorstrafen stieg der Anteil der „Unfallfahrer“ sogar auf 83 Prozent.

 

Professor Dr. Udo Undeutsch, Direktor des Psychologischen Instituts der Universität Köln und Leiter der Forschungsgemeinschaft „Mensch im Verkehr“, meint dazu: „Unsere Untersuchungen beweisen immer wieder, daß der Charakter eines Menschen für die Art, wie er Auto fährt, entscheidend ist. Wer mit sich und seiner Umwelt nicht in Harmonie lebt und dazu neigt, die Rechte des Mitmenschen und der Gesellschaft geringzuachten, dessen Rücksichtslosigkeit zeigt sich ebenso, wenn er am Steuer eines Autos sitzt.“

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@MrMurphy

 

da kamen mir doch glatt einige Teilnehmer des Radarforums in den Sinn
Also mich kannst Du schon mal nicht meinen. Habe 0 Flens-Punkte, bin nicht vorbestraft, fahre seit fast 21 Jahren unfallfrei.

 

Zu dem verlinkten Beitrag:

Der ewige Bezug zu eventuellen Vorstrafen: Wiviele Prozent der Erhebungsmenge waren denn überhaupt vorbestraft?

Im Klartext:

waren 23 Prozent bereits wegen Gewalttätigkeit, Diebstahl, Sittlichkeitsverbrechen oder anderen Delikten vorbestraft.
Wie hoch ist der prozentuale Anteil Vorbestrafter an der Gesamtbevölkerung? :lol:

 

Wirklich gefährliche Verkehrssünder sind oft auch starke Trinker,
Harte Polemik.

 

aber Dr. Willett hält es für oberflächlich, dem Alkohol die Hauptschuld zu geben, wie es in allen Statistiken geschieht. Man sollte sich einmal eingehender mit den seelischen Störungen befassen, die einen Autofahrer zum Alkoholiker machen und so seine Unausgeglichenheit noch verstärken.

Auf den ersten Blick gut relativiert. Aber - wenn man es genau betrachtet, einen Kranken zu einem extrem Kranken 'befördert', unter dem Mantel der Relativität. Subtilste Rhetorik. :blink:

 

Wer mit sich und seiner Umwelt nicht in Harmonie lebt und dazu neigt, die Rechte des Mitmenschen und der Gesellschaft geringzuachten, dessen Rücksichtslosigkeit zeigt sich ebenso, wenn er am Steuer eines Autos sitzt.

Ich lebe mit meiner Umwelt in Harmonie. Ich achte die Rechte meiner Mitmenschen. Ich versuche Rücksicht zu üben, wann immer mir es möglich ist.

 

Nur - was ich mich ab und zu mal frage:

Warum muß ich immer mal wieder aufgrund der Unfähigkeit meiner Mitmenschen

- hart in die Eisen steigen

- auf meine erkennbare Vorfahrt verzichten

- warten bis der werte Herr/die werte Dame in die Gänge kommt

- den generell herrschenden und öffentlich geforderten Dilettantismus tolerieren? ;)

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Aggressivität – die treibende Kraft hinter den meisten Verbrechen – ist nach Meinung von Dr. Willett auch ein Charakteristikum des asozialen Fahrers. Sie ist bei den Betreffenden, mehr oder weniger stark ausgeprägt, latent immer vorhanden; aber im Alltag haben sie normalerweise nicht viel Gelegenheit, sie nach außen hin zu zeigen. Nur auf den Straßen, wo keiner den anderen kennt, lassen sie ihr freien Lauf. Wer soll ihnen da etwas anhaben? Man braucht ja nur auf den Gashebel zu treten – und schon ist man über alle Berge.

 

Außerdem ist der notorische Verkehrssünder nach Dr. Willett ein ausgeprägter Egoist. Er glaubt, alle anderen müßten sich nach ihm richten. Es macht ihn krank, wenn er die Straße nicht für sich allein hat. Am liebsten möchte er alles wegscheuchen, was ihm in die Quere kommt. Drei Viertel der von Dr. Willett erfaßten Verkehrssünder betrachten er als die natürlichste Sache von der Welt, sich, wenn es keiner merkt, aus purer Bequemlichkeit über die Verkehrsvorschriften und die Rechte anderer hinwegzusetzen.

Diese beiden Abschnitte kommen mir in der Tat wie ein Dejavu vor... und über Aggressionen brauchen wir wirklich nicht zu lamentieren, man begegnet ihnen sogar hier in einem Internetforum.

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Subba Ingo ... echt fundierte Quelle, das amerikanische Renterpocketheft ... :lol:

 

Sorgen macht mir vielmehr, was für pauschal abverurteilende Artikel die Zielgruppe 60+ offenbar ganz gerne konsumiert.

 

fritz_the_cat möchte ich allerdings Recht geben, wer sich sonst rabiat verhält, ist sicher als VT auch nicht lammfromm.

 

Besorgter (der peinlich berührt zugeben muss, auch 2-3 geschenkte Reader's Digest daheim auf dem Klo liegen zu haben)

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Guest Pferdestehler

Nee, aber ich schätze der Thread "Kultiviertes Schnellfahren" gibt nicht so viel her im Moment, da posten ja nur Leute der "ich kann nicht"- und "ich will nicht"-Fraktion. :lol: Ist ja fast schon eine Vergewaltigung, da nimmt man sich dann anspruchsvollere Lektüren vor.

 

Also streng Dich mal ein wenig mehr an, Steffen.

 

sCnR ;)

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  • 3 weeks later...

@Kaimann

 

JF schon abonniert (gibt auch kostenlose, vierwöchige Probeabos)? Bei dem Blatt nehmen die Elche hier schon reißaus, wenn Dus nur unter dem Arm mit Dir rumträgst ... buuuuh, wie böse, wie schlecht ... :(

 

Der JF-Buchdienst ist auch empfehlenswert, hab mir da gestern mal zwei Werke zu Weihnachten bestellt.

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Bei dem Blatt nehmen die Elche hier schon reißaus, wenn Dus nur unter dem Arm mit Dir rumträgst ... buuuuh, wie böse, wie schlecht ... ;)

Die Elche senken da nur etwas den Kopf, scharren mit den Hufen, und schauen den Flüchtenden nach. :(

 

MfG.

 

hartmut

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