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Dienstag, 2. November 2004

Immer beliebter

Studieren im Osten 

 

Die pommersche Universität Greifswald stand auf der Studien-Wunschliste von Friederike Neher an erster Stelle. Die 24-jährige Medizinstudentin wuchs in Kempten im Allgäu auf und entschied sich vor drei Jahren trotz der Entfernung ganz bewusst für die Uni in Ostseenähe. Die gute Bewertung in den Rankings, die professionelle Studienberatung, überschaubare Strukturen statt Massenuniversität und die Lage Greifswalds am Meer - das waren die Gründe der jungen Frau für die Studienortwahl. Bereut habe sie die Entscheidung nie, sagt sie. "Obwohl Greifswald weiter von Kempten entfernt liegt als Neapel."

 

Mehr als 10.400 Studenten zählt die Uni Greifswald im Jahr 2004. Noch nie studierten so viele junge Leute aus den Alt-Bundesländern im äußersten Nordosten Deutschlands wie in diesem Jahr. Jeder Vierte kommt mittlerweile aus München, Bielefeld oder Köln. Bei knapp 200 Studienplätzen im ZVS-Fach Medizin gaben fast 700 Bewerber Greifswald als ersten Studienwunsch an.

 

Das Ranking des Zentrums für Hochschulentwicklung (CHE) empfiehlt Ost-Hochschulen den Abiturienten, die gut betreut und schnell zum Abschluss kommen wollen. Wer allerdings in die Forschung strebt, sollte sich Richtung Westen orientieren. "Wenn es um die Studienbedingungen geht, sind die Unis im Osten die klaren Sieger. Bei den Forschungsgeldern punkten die Traditionshochschulen im Westen wie Heidelberg und Tübingen", heißt es beispielsweise in der CHE- Bewertung zum Studienfach Medizin.

 

Die Vermutung, dass die Lehre an den Ost-Unis ein Relikt aus dem verschulten DDR-Hochschulsystem sei, weist der Greifswalder Rektor Rainer Westermann allerdings energisch zurück. Viele der von den Studenten gelobten Fächer, wie die Psychologie, seien nach der Wende neu aufgebaut worden. Junge Leute um die 40 wurden zu Professoren berufen. "Es gab keine alteingesessenen Platzhirsche, keine festgezurrten Strukturen. Aus der Situation des Aufbaus ist ein großes Engagement entstanden" erinnert sich der Psychologe, der 1994 als 44-Jähriger nach Greifswald wechselte.

 

Doch unter dem Sparzwang in den Ost-Bundesländern droht den Universitäten der Verlust ihres guten Rufes. Allein 150 Mitarbeiterstellen werden bis 2007 rein rechnerisch in Greifswald wegfallen, weil das Land Mecklenburg-Vorpommern pro Jahr den Hochschuletat nur um 1,5 Prozent pro Jahr aufstockt. Mit diesem Minimalzuwachs kann die Uni nicht einmal die festgelegten Tarifsteigerungen im öffentlichen Dienst zahlen. Schon jetzt sind in Fächern wie Germanistik oder Kommunikationswissenschaften Seminare und Vorlesungen gnadenlos überfüllt. "Um die Qualität halten zu können, werden wir massiv Fächer reduzieren müssen", sagt Westermann.

 

Noch hat der Osten einen weiteren Vorteil gegenüber den Altbundesländern: Studieren ist billiger. Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln haben Ost-Studenten während des Studiums rund 43.600 Euro für die Lebenshaltung und damit rund 10.500 Euro weniger ausgegeben als ihre Westkollegen. Im Studentenalltag spielt das Ost-West-Thema 15 Jahre nach der Wende kaum noch eine Rolle. Der Freundeskreis von Friederike Neher geht "querbeet". Die unterschiedlichen Biografien seien eher bereichernd, sagt die 24-Jährige. "Die Mentalitätsunterschiede zwischen Nord und Süd sind viel größer."

 

von Martina Rathke, dpa

 

Vgl. http://www.n-tv.de/5444027.html

 

Wer von euch war zum Studium in Neufünfland oder umgekehrt? Wie waren/sind eure Erfahrungen? Würde mich mal interessieren. Ich bin damals den umgekehrten Weg gegangen (also Ost->West). War aber vor allem dadurch bedingt, weils den Studiengang nur sehr selten gab und in meiner Umgebung gar nicht (was inzwischen anders ist). Von den Finanzen her könnte ich nicht unbedingt sagen, dass es erheblich teurer war. Allerdings war ich auch in keiner Großstadt, sondern eher ländlich. Und wenn ich meine Freundin so über Leipzig reden höre, soo der Geiz-ist-geil Himmel ist das jetzt auch nicht mehr dort. *g* Insgesamt möchte ich sagen, dass mir die Erfahrung sehr viel gegeben hat, über irgendwelches "Ossi"<->"Wessi" Geplänkel kann ich heute nur noch milde lächeln ... :angry: War aber davor auch schon nicht sooo ausgeprägt, weil der überwiegende Teil der Großfamilie ohnehin seit eh und je in Süd(west)deutschland wohnt, das hat vielleicht etwas mit reingespielt.

 

Hier vor Ort ist es übrigens das Gleiche (Uni mit rund 8.000 Studenten), rund um meine Firma gibt es altstadtbedingt zig Studenten-WGs und die Kennzeichen davor sind quer gestreut (größtenteils aber Bayern, BaWü, Hessen, Sachsen und natürlich Thüringen). Gehe auch gerne mal abends in die ein oder andere Studikneipe, um neue Leute kennenzulernen und Meinungen auszutauschen. Zwei meiner freien Mitarbeiter (Info-Studis) kommen jeweils aus Bayern bzw. BaWü und fühlen sich ziemlich wohl hier.

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dürftest du zwar schon wissen, aber nochmals offiziell :angry:

ich komme aus baden-württemberg und studiere in sachsen. anfangs unfreiwillig über die zvs und mit dem vorsatz, nach einem semester schnellstens zurückzugehen (das hatte allerdings keinen ost-antipathie-grund, sondern ich wollte näher an zu hause wohnen *g*).

dann haben sich aber einige dinge ergeben und ich entschloss mich, zu bleiben, zumindest bis zum vordiplom.

mittlerweile bin ich im hauptstudium, studiere immer noch hier und bereue es nicht. die uni ist überschaubar, die gruppen recht klein, ich werde wohl nach neun semestern fertig sein können (regelstudienzeit ist acht; einer meiner kommilitonen schreibt grade im 7. semester [!] diplomarbeit) durch die recht gute relation professoren/seminarplätze pro student. und auch die tatsache, dass man fast jeden kennt hat etwas für sich und es ist einfach lustig, wenn man um 16.00 noch bei einem lehrstuhlassistent eine übung hat und um 22.00 mit ihm ein bierchen zischt.

das einzige manko hier ist, wie in greifswald, dass gestrichen wird ohne ende. meine fakultät ist für 1.000 studenten ausgelegt, mittlerweile sind es 1.500. da fehlt halt das geld hinten und vorne, es werden stellen abgebaut, übungen gestrichen - in einigen semestern könnten die von mir genannten vorteile, vor allem die kleinen gruppen, geschichte sein.

ein weiteres problem ist die montanwissenschaftliche ausrichtung meiner uni. tradition gut und schön. aber den geo-studiengängen wird das geld vergleichsweise in den arsch geschoben... mein fachbereich soll demnächst ganz wegfallen, wenn das land sachsen seinen plan zurchzieht, obwohl die uni davor zittert, da damit über ein drittel der studenten wegfielen und die uni wohl nicht überleben würde.

dass es im osten billiger ist als zu hause, das ist wahr! ich würde zu hause auf meinem dorf (!) das anderthalbfache meines jetzigen mietpreises zahlen. und auch die tschechei ist nah - ein schöner tagesausflug und super bleifrei für 95 cent...

 

auch bei mir ist der freundeskreis bunt gemischt (bawü, bayern, rlp, nrw, sachsen, sachsen-anhalt, brandenburg, berlin...) und auch bei uns gibt es keine ossi-wessi-labereien. wohingegen ost-west-diskussionen ab und zu stattfinden, allerdings recht sachlich.

 

ich hätte das niemals gedacht vor dreieinhalb jahren, aber ich bereue es nicht, nach sachsen gegangen zu sein. es hat mir, neben den dingen, die einem ein auszug von zu hause allgemein bringt, glaube ich auch viel vermittelt, wenn es um das betrachten aus einem anderen blickwinkel geht. auch komme ich mit den sachsen im allgemeinen gut klar und sehe das erzgebirge schon als eine zweite heimat an :blink:

und - ich habe mich an das sächsische gewöhnt (zitat eines freundes, der mich mal besucht hat, über einen kommilitonen: "nervt dich sein slang nicht?" - ich: "was fürn slang?" ... sächsisch finde ich mittlerweile schon normal *fieber?* :50:)

 

der einzige nachteil meiner uni: kein ruf. aber wird schon schiefgehen...

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Norr sooche bloß, där hodd den nisch vorsdondn ... :angry:

 

Finds immer klasse, wenn ich mal wieder in Leipzsch weile ... irgendwie doch gemütlich. Was allerdings immer noch gerne und sehr häufig verwechselt wird, ist, dass die Mehrheit der Ossis nicht sächsisch spricht (ohne jetzt irgendwie über diesen köstlichen Dialekt urteilen zu wollen ;-).

 

Das mit dem Ruf ist so ne Sache, da wird schon durchaus drauf geguckt, wo jemand studiert hat (ist ja auch nicht ganz falsch, da drauf zu gucken, eine 1 ist nicht gleich eine 1). Die Absolventen hier gehen weg wie warme Semmeln, da die Uni regelmäßig bei den Rankings ganz oben auftaucht und die Großen der Branchen, in denen ausgebildet wird (Maschinenbau, ... -> Audi, BMW, ...) mit den bereits Eingestellten beste Erfahrungen gemacht haben. Von heute bis Donnerstag findet mal wieder eine Absolventenmesse statt, bei dem sich alles angekündigt hat aus der Wirtschaft, was Rang und Namen hat. Mit diesmal erstaunlich hoher Quote von Firmen, die sogar Arbeitsplätze in der näheren Umgebung anbieten (das war bislang kaum der Fall -> Studium & dann weg). V.a. kleine, aber feine Zulieferer im Maschinen-/Fahrzeugbaubereich.

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Was allerdings immer noch gerne und sehr häufig verwechselt wird, ist, dass die Mehrheit der Ossis nicht sächsisch spricht (ohne jetzt irgendwie über diesen köstlichen Dialekt urteilen zu wollen ;-).

richtig. wenn ich zu hause von freunden erzähle (z.b. hab ich hier einen freund aus schwerin), dann fangen die gleich an, sachsen-mässig zu sagen "nü, schweriin, drüübn" usw. dass der kerl einfach nur norddeutschen slang spricht, können die kaum glauben :angry:

 

Das mit dem Ruf ist so ne Sache, da wird schon durchaus drauf geguckt, wo jemand studiert hat (ist ja auch nicht ganz falsch, da drauf zu gucken, eine 1 ist nicht gleich eine 1). Die Absolventen hier gehen weg wie warme Semmeln, da die Uni regelmäßig bei den Rankings ganz oben auftaucht und die Großen der Branchen, in denen ausgebildet wird (Maschinenbau, ... -> Audi, BMW, ...) mit den bereits Eingestellten beste Erfahrungen gemacht haben. Von heute bis Donnerstag findet mal wieder eine Absolventenmesse statt, bei dem sich alles angekündigt hat aus der Wirtschaft, was Rang und Namen hat. Mit diesmal erstaunlich hoher Quote von Firmen, die sogar Arbeitsplätze in der näheren Umgebung anbieten (das war bislang kaum der Fall -> Studium & dann weg). V.a. kleine, aber feine Zulieferer im Maschinen-/Fahrzeugbaubereich.

na gut, das liegt aber auch daran, dass allgemein ein grosser ingenieurmangel herrscht. wenn die uni dann für maschinenbau etc. nen guten ruf hat (hat unsere m.w. auch), dann ist das super. nur für wiwi hat meine uni eben keinen ruf, und das hat sie mit allen neufünfländischen unis im bereich wiwi gemeinsam! wiwi wurden hier halt nach der wende mal schnell aus dem boden gestampft, da wurde auch jeder prof genommen.

leider ist auch innerhalb der unis eine 1 nicht wie die andere. wenn ich mir manche profs hier anschaue, da könnte ich mich selbst ohrfeigen, dass ich nicht bei denen vertiefe. fast nur einser. der eine hat als seminar (!) einen film drehen lassen. JEDER student bekam eine 1,0! der prof selbst gibt zu, dass er die filme nicht einschätzen kann, und will keinen studenten benachteiligen! das ist ein oberhammer! er macht das, sagt er, weil er es nicht versteht, wieso die studenten in D künstlich so schlecht gemacht werden... na danke. bei unternehmen, die nur auf die note schauen, werde ich wohl erstmal probleme bekommen. wenn es dann ans eingemachte geht (die vertiefung des o.g. profs ist wirtschaftsenglisch, das ist überhaupt ein ding, dass man englisch vertiefen kann!), hab ich hoffentlich die besseren karten :blink:

schuld eigene, dass ich nicht zu denen gehe. allerdings interessieren mich die vorlesungen nicht. ich hab halt das pech, dass mich die vertiefungen der beiden schleifer interessieren. dumm gelaufen :50:

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..."Obwohl Greifswald weiter von Kempten entfernt liegt als Neapel."...
Stimmt doch gar nicht!

Kempten -> Greifswald: 742km (Loxodrome), anfängliche Peilung 16°

Kempten -> Napoli: 826km (Loxodrome), anfängliche Peilung 156°

Wer von euch war zum Studium in Neufünfland oder umgekehrt?
Das war zu meiner Zeit (noch) keine ernstzunehmende Option.
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Ich muss zugeben, dass ich mir damals mein Hauptprogramm so zurecht gesteckt habe, dass ich einiges auf Note belegt habe, wo ich wusste, dass es kein großes Prob mit den Profs gibt, die tricky Sachen (war meist das, was wirklich von Interesse war), dann auf Schein ... *g* Nicht die feine englische, aber angepasstes Verhalten eben. Ist halt auch schwierig, da einen bundesweiten Standard zu etablieren. Aber zumindestens ein "Eliteprogramm" sollte man aufsetzen, wo entsprechende Maßstäbe erfüllt werden müssen ... da stünde ich voll dahinter. Der Nebeneffekt wäre, dass diejenigen Hochschulen, die es eben nicht geschafft haben, da dabei zu sein, entsprechend eifrig würden, mit in den Klub der Ehrenwerten aufgenommen zu werden. Genauso wie jeder 2. Bundesliga Verein versucht, in die 1. Liga aufzusteigen.

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@ts1

 

Ja, die Gute hätte lieber Florenz oder so sagen sollen, das hätte immer noch exotisch geklungen und dann hätte es gepasst. *g* Aber sehe es ihr nach, sie studiert schließlich Medizin - und nicht Mathematik oder Geowissenschaften. ;-)

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Guest DanySahneMUC

Nirgendwo leben Studenten so billig wie im Ostteil Deutschlands. Die Mieten sind unten, die Cafes, Bars und Clubs sind so günstig, dass einem Studenten die Lust auf das selber kochen vergeht und der ÖPNV lockt mit Billig-Tickets. Zumindest ist es in Berlin und Freiberg/Sachsen so.

 

Also auf in den Osten zum studieren!

 

Der "Nicht-Studierte" Sachse (jetzt Wossi)

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Guest Wilfried Webber

Ja, so ist das. Mein Akzent (halb Hochdeutsch, halb Ruhrpottdialekt) fällt jedenfalls schon auf. Und ehrlich gesagt, habe ich keine Lust auf eine echte Umstellung. Nur das "Norr" als Bestätigungswort habe ich mir im Umgang mit den Einheimischen angewöhnt :huh:

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