Tipps: alle aktuellen Blitzer in Deutschland

Verkehrsregeln in China

Radarfalle.de Forum: Archiv: 2002: Off-Topic: Verkehrsregeln in China
By HarryB (203.218.129.216) on Freitag, den 5. April, 2002 - 10:17:

Gibt es so etwas dort? Jau, offensichtlich haelt sich aber niemand daran. Auf den autobahnaehnlichen Strassen - dreispurig in jede Richtung, baulich voneinander getrennt - herrscht ein Tempolimit von 120 km/h und Rechtsfahrgebot. Beides wird nicht eingehalten, man faehrt wo man will und wie man will. Rechtsueberholen ist die Regel und niemand regt sich auf. Am allerwenigstens die Polizei, von Verkehrsueberwachungsmassnahmen ist so gut wie gar nix zu sehen. Das mag manchem hier in diesem Forum wie das Paradies erscheinen, aber da gibt es einiges anzumerken.

Als erstes waere zu erwaehnen, dass die chinesische Regierung vor kurzem die offiziellen Zahlen der Verkehrstoten bekannt gegeben hat: 300 pro Tag! Nach Einschaetzung vieler Leute, die in China leben, sind diese Zahlen geschoent.

Wenn man denn nun auf Chinas Autobahnen seinem Hobby Schnellfahren froent, koennen schon einige Ueberraschungen aufwarten. Unbeleuchtete Autos des Nachts sind eine der kleineren Ueberraschungen, aber sehr oft zu sehen. Ab und an steht auch mal ein unbeleuchteter LKW in der linken Spur, weil er 'ne Panne hat. Damit der LKW gesichert ist, wird einfach ein etwas groesserer Felsbrocken dahinter gelegt, damit ja niemand in den LKW hinein faehrt. Fussgaenger und Radfahrer sind auf den chinesischen Autobahnen auch keine Seltenheit, ab und an schlaeft mal auch einer auf der Standspur. Ganz zu schweigen von Fahrzeugen, deren technischer Stand dem Besitzer eines deutschen Schrottplatzes die Haare zu Berge stehen lassen wuerde, die aber immer noch munter und volle Pulle am Verkehr teilnehmen. Des oefteren fehlt auch mal eine Gulliabdeckung mitten auf der Fahrbahn, vielleicht weil der benachbarte Bauer gerade ein Stueck Metall zur Beschwerung irgendwelcher Bauten oder Installationen brauchte. Nix da mit Absicherung..... Die Autobahnen sind oftmals mautpflichtig, zumindest an den Zufahrten zu Flughaefen und/oder Sonderwirtschaftszonen. Hier sind Kontrollstellen aufgebaut, um entweder die Gebuehr zu erheben - 15 RMB, etwa 2 Euro - oder die Berechtigung zum Betreten der Sonderwirtschaftszone zu ueberpruefen. Davor kommt es natuerlich oftmals zu kurzen Staus. Der chinesische Autofahrer an sich mag nun gar nicht gerne anstehen, deshalb wechselt man die Spur so oft wie moeglich, um die kuerzeste Schlange zu erwischen. Oder man faehrt halt zwischen den Schlangen so weit wie moeglich nach vorne, um sich dann entweder rechts oder links einzuklinken.

Kommen wir mal zum Stadtverkehr: Hier gilt der Autofahrer als Herr der Strasse. Wer aus einer Nebenstrasse irgendwo einbiegt wird sich hueten, etwa auf eine Luecke zu warten. Man faehrt - ohne nach rechts oder links zu schauen - einfach in die Hauptstrasse rein und sucht sich dort die schnellstmoegliche Spur raus. Fahrrad- oder Mopedfahrer sowie Fussgaenger und andere Autos muessen halt drauf achten, dass sie nicht in den Einbiegenden herein fahren. Beim Linksabbiegen gilt das Vorrecht des Schnelleren, oftmals muss der Geradeausverkehr anhalten und warten, weil 'ne Schlange Linksabbieger eben schneller in Bewegung war. Ob da nun ein Polizist dabei steht oder nicht ist voellig egal.

Ich denke, ein wenig mehr Kontrolle taete dem Verkehrsgeschehen in China recht gut. Ich kann nur jedem deutschen Autofahrer - insbesondere der Schnellfahrerfraktion - nur empfehlen, ihre Lust mal fuer eine Weile in China auszuleben. Sollte mich nicht wundern, wenn diese dann die deutschen Zustaende als paradiesisch ansehen wuerden.....

By quincy (141.30.32.91) on Freitag, den 5. April, 2002 - 11:18:

Eine meiner schönsten Erfahrungen auf dem Gebiet des World Wide Driving war Kamerun (Westafrika). Gewöhnungsbedürftig, aber nicht uninteressant. Es gibt eine Verkehrsregel, die tausendprozentig eingehalten wird. Sie lautet: Es gibt keine Verkehrsregeln! Auch hier ist der Antrieb die wesentlichste technische Einheit am Auto, alles andere ist Luxus und verzichtbar. Das beginnt beim Thermostat und endet bei der kompletten Beleuchtungsanlage. Wichtig ist vor allem innerorts nicht hohe Geschwindigkeit (viel zu gefährlich für die wertvollen Gefährte) sondern die stetige Fortbewegung. Nie stehenbleiben! Wenn der Verkehr stockt, stehen sofort sieben Autos nebeneinander über die gesamte Fahrbahnbreite. Wenn es z.B. dem Verkehr aus einer Seitenstraße nicht gelingt, nach links in eine Hauptstrasse einzubiegen, wird auch schon mal auf der linken Seite der Hauptstrasse losgefahren, in der Hoffnung, bei Gelegenheit später nach rechts zu wechseln. Also nicht nervös werden, wenn auf beiden Seiten Autos entgegenkommen, nur weiterfahren! Immer weiterfahren!

By alfa (195.124.135.7) on Freitag, den 5. April, 2002 - 11:20:

Schöne interessante Schilderung! Das Gegenteil von Deutschland. Die Chinesen brauchten blos unsere Versichherungskonzerne und ihre Gepflogenheiten dort einführen, dann änderte sich da dort rasch. ;-)Was aber auch noch fehlte zur Änderung, wäre unsere Prozesshanselei. Fahren würde ich da schon ganz gerne....nur nicht mit meinem eigenen heiligen Blechle. :)

By HarryB (203.198.106.218) on Freitag, den 5. April, 2002 - 11:46:

Jau, quincy, da erinnerst Du mich an etwas, was ich in meiner obigen Schilderung glatt vergessen habe: Es ist natuerlich in China auch so, dass man halt im Gegenverkehr los faehrt, wenn da rechts gerade nicht frei ist. Auch wenn man links abbiegen will, faehrt man halt schon etwa 500 m vorher in den Gegenverkehr, nur um bloss nicht stoppen zu muessen. Selbst wenn man direkt links abbiegen moechte, wird keinesfalls gestoppt, um den geradeaus fahrenden Gegenverkehr vorbei zu lassen.

@alfa:
Die Versicherungskonzerne sind zum Teil schon da, beschaeftigen sich aber mehr mit der industriellen Sachversicherung. Ich weiss gar nicht genau, ob es in China ueberhaupt eine KFZ Versicherung gibt, werde das aber demnaechst in Erfahrung bringen.
Zum Ueben fuer den asiatischen Verkehr empfehle ich Dir erst einmal die Philippinen und insbesondere Manila. Dort sind die Gegebenheiten aehnlich chaotisch, aber es fehlt den Filippinos - zum Glueck, moechte man sagen - die chinesische Aggressivitaet.....
Zum Fahren in China: Ich weiss von einem Bekannten, der dort eine Fabrik hat, dass er fuer seinen Fuhrpark ein jaehrliches Budget von 1,5 Millionen RMB fuer die diversen Strafen hat, die einen treffen, wenn es mal zum Unfall kommt. Ab und an, so berichtete er mir, musste er auch schon 5 Millionen einplanen....

By quincy (141.30.32.91) on Freitag, den 5. April, 2002 - 12:10:

Was sind denn da so die gängigen Fahrzeuge? In Kamerun fahren zu 90% Toyotas, weil es da günstige Schwarz-Ersatzteile z.B. aus Nigeria gibt.

By alpak (217.233.207.179) on Freitag, den 5. April, 2002 - 15:03:

Ich war gerade eine Woche in Luxor/Ägypten. Da läufts wunderbar: Pferdekutschen haben Vorfahrt, da sie nicht so gut bremsen können wie die alten Renaults. Mir besonders aufgefallen: Der Bordstein war so unglaublich hoch (ca. 25cm), dass bei Kontakt kein Felgenkratzer sondern ein Totalschaden drohte *g*

By Billy Bob (24.141.220.190) on Freitag, den 5. April, 2002 - 17:08:

Nicht zu vergessen: Mexico und Venezuela:
beispiel Acapulco! Eine fahrbahnseite wegen Bauarbeiten gesperrt.Taxifahrer faehrt auf den Gesteig um die baustelle,Fussgaenger weichen eben aus,null problem.

By HarryB (203.198.23.29) on Samstag, den 6. April, 2002 - 06:37:

LOL, BillyBob, da kannst Du eigentlich gesamt Latin America mit einbeziehen. In Lima hatte ich den Eindruck, mich auf einem dirt track race zu befinden, nicht nur dass die Autos alle so aussahen und technisch total verkommen waren, nein, es wurde auch dementsprechend gefahren. Und in anderen Laendern Sueadamerikas und der Karibik sieht es nicht viel anders aus. In Jamaica haben die meisten Autos nur noch drei Bolzen pro Rad zur Befestigung. Habe mich mal bei einem Taxifahrer erkundigt, warum das so ist. Er sagte mir, dass oftmals ein Rad geklaut wird und man dabei auch gleich die Bolzen mitnimmt. Der Besitzer nimmt dann das Reserverad aus dem Kofferraum und von den drei verbliebenen Raedern je einen Bolzen.... Die Reifen werden in Sueadamerika uebrigens generell bis zur Textillage abgefahren.

@quincy:
VW hat in China einen Marktanteil von 40 %, die meisten Taxis sind VW's. Auch viele japanische Modelle unterwegs, immer haeufiger auch zu sehen Mercedes und BMW. Nicht zu vergessen General Motors, die ja auch ein riesiges Werk dort drueben haben....
Zum Thema world-wide driving experience: Angenehmstes Fahren - nach meiner Ansicht - in Nordamerika und Suedafrika, lustiges Fahren in Jamaika, aufregendes Fahren in Tuerkei, Philippinen und Thailand, gefaehrliches Fahren in Vietnam, China, Taiwan, langweiliges Fahren in Singapur, schnelles Fahren in - na ist doch klar, Deutschland....

By alpak (217.233.248.89) on Samstag, den 6. April, 2002 - 09:28:

@Harry - In Lima habe ich mal einen ganz übelen Unfall miterlebt. Weihnachtsabend, wir im Kleinbus im Stau Richtung Innenstadt auf vierspuriger, Autobahnähnlicher Straße. Statt Leitplanken gabs nur ne art hohen Bordstein.

Einem wurde es langweilig, er wollte umdrehen - Gegenrichtung war völlig leer. Aber als er gerade so gewendet hat und auf der Gegenspur quer stand und weiterfahren wollte, kam plötzlich einer mit ca. "sehr schnell" knallte so heftig in den klapprigen Peugeot, dass dieser in die Luft geschleudert wurde, sich dort dreht und anschließend noch ca. 50 Meter weiter geschleudert wurde. Auf dem Dach stehen steig der augenscheinlich nicht allzu schwer (!!!) verletzte Fahrer aus und rannte weg.
Der andere lies sein Wrack ebenfalls stehen und verschwand auch. Auch 30 Minuten später, unser Bus nur unwesentlich vorwärtsgekommen, standen die Wracks noch unberührt auf der "Autobahn", störten eigentlich niemanden wirklich.

By quincy (141.30.32.91) on Dienstag, den 9. April, 2002 - 16:37:

Festivitäten enden aus ähnlichen Gründen in Afrika oft in Tragödien. So kommen zu Hochzeiten und Beerdigungen oft riesige Versammlungen aus der Verwandschaft in hoffnungslos überfüllten Vehikeln durch das ganze Land gereist und erleiden nicht selten durch Verkettungen von unglücklichen Umständen wie Übermüdung des Fahrers, mangelhafter Technik (etwa fehlende Bremsbeläge, Beleuchtung oder so), Straßenschäden in Maßstäben mittlerer Gebirgsformationen und der erwähnten Überladung katastrophale Unfälle, die weit größere als die ursprünglich für die Reise ursächlichen Beerdigungen nach sich ziehen.

By dagegen (217.5.19.6) on Sonntag, den 14. April, 2002 - 14:10:

In Venezuela hat es an einer Bergstraße ein Erdrutsch gegeben, sodass nur noch eine Spur übrigblieb. Zur Warnung an der im Abgrund endenden Spur waren kleine Teelichter aufgestellt.


Das Senden ist in diesem Themengebiet nicht unterstützt. Kontaktieren Sie den Diskussions-Moderator für weitere Informationen.

Administrator's Control Panel -- Board Moderators Only
Administer Page