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News: Geplantes Chaos auf der Autobahn

Radarfalle.de Forum: Archiv: 2002: Ruhender Verkehr: News: Geplantes Chaos auf der Autobahn
By NetGhost (62.224.126.186) on Sonntag, den 1. Juli, 2001 - 11:09:

So, da ich ja auf der Hauptseite keine News posten kann, hier das neuste aus der Welt vom Sonntag, 1.7.2001.

Geplantes Chaos auf der Autobahn

Jeder dritte Stau entsteht an Baustellen. Die meisten sind unnötig - würde besser koordiniert und mehr nachts gearbeitet

Von Heike Vowinkel

Kein Durchkommen. Eine Dreiviertelstunde warten die beiden Straßenarbeiter schon auf dem Standstreifen vor dem leuchtend gelben Warnpfeil. Sie wollen rüber zur mittleren Leitplanke, wo ein anderes Schild abgebaut werden soll. Sechs Stunden haben Pierre Heinz, 22, und Harald Strauch, 46, Leitplanken auf der A3 vor der Abfahrt Heusenstamm bei Offenbach repariert.
Zwei Kilometer zurück stauen sich die Autos. In Niedersachsen und Hessen haben die Ferien begonnen. Für die viel befahrene Nord-Süd-Tangente A3 beginnt die schlimmste Zeit im Jahr. Nächste Woche startet Nordrhein-Westfalen in den Urlaub.

Dort, wo Strauch und Heinz stehen, fließt die Blechlawine zähflüssig vorbei. "Nee, halten tut da keiner. Wir müssen eine Lücke abwarten, dann losrennen", sagt Strauch und nimmt einen Schluck aus der Plastikwasserflasche. 15.45 Uhr, 30 Grad Hitze, Schweiß perlt von den Gesichtern.

Dann sprinten beide los. Ein Audi bremst ab, kommt gefährlich nah. Beide schaffen es zur Mittelplanke. Das Warten auf der anderen Seite beginnt. 20 Minuten später laden Strauch und Heinz die Schilder auf den orangefarbenen Baustellenwagen, brausen davon in den Feierabend.

Russisches Roulette auf deutschen Autobahnen. "Das gehört zum Berufsrisiko", sagt der zuständige Autobahnmeister vom Straßenbauamt Offenbach. In der Nacht, wenn der Verkehr abnimmt, seien die Ausbesserungen nicht zu machen. "Viel zu teuer", so der Autobahnmeister.

Mehr als 50 000 Tagesbaustellen gibt es jährlich auf deutschen Autobahnen, Arbeiten, die nur wenige Tage dauern, wie das Ausbessern von Leitplanken, Fahrbahnmarkierungen und Mäharbeiten. Immer wieder kommt es an solchen Baustellen zu Unfällen und Staus. Auf viele Autofahrer wirkt es wie ein geplantes Chaos.

"Unnötigerweise", sagt Bernhard Steinauer, Professor für Straßenwesen an der Universität Aachen. Würden die Arbeiten in verkehrsarme Zeiten am frühen Morgen oder in die Nacht verlegt, ließen sich viele Staus vermeiden. Steinauer weiß, wovon er redet. Er war selbst 25 Jahre in der Straßenbauverwaltung tätig.

Argumente wie zu teuer, zu unsicher, den Angestellten nicht zumutbar läßt der Stauexperte nicht gelten: "Fast alle Tagesbaustellen könnten in der Nacht abgewickelt werden. Sie müssen nur richtig gesichert und ausgeleuchtet sein. Technisch ist das kein Problem." Die Baustellenkosten steigen zwar um 10 bis 15 Prozent, doch dafür sinken Staukosten, Unfallrate und Umweltbelastung.

200 Milliarden Mark hoch ist der volkswirtschaftliche Schaden von Staus in Deutschland jedes Jahr, so eine Berechnung des Bundesverkehrsministeriums. Das sind die Kosten für Unfälle, Zeitverlust und Umweltschäden. Ein Drittel der Staus wird durch Baustellen verursacht, so Steinauer. Bei 1500 Baustellenunfällen pro Jahr mit etwa 50 Toten erhöht jeder eingesparte Arbeitstag die Sicherheit, mindert die Kosten.

Zu den Tagesbaustellen kommen mehrere hundert Dauerbaustellen. Auch bei denen, so Steinauer, könnten viele effizienter sein, wenn besser koordiniert würde.

A3 zwischen Oberhausen und Nürnberg, am Mittwoch vergangener Woche: Sechs "Geister-Baustellen", die zwar Absicherungen markieren, Tempo-Reduzierung vorschreiben, doch die Baufahrzeuge stehen still, wenn überhaupt welche zu sehen sind. Von Arbeitern keine Spur.

Steinauer: "Wird die Fahrbahn erneuert, liegen zwischen dem Auftragen der verschiedenen Schichten oft mehrere Tage, an denen nichts auf der Baustelle passiert. Mit Spezialgeräten kann das vermieden und bis zu 20 Prozent Zeit gespart werden." Arbeitszeiten sollten gerade im Sommer noch erweitert werden. "Statt um sechs, könnte auch um vier Uhr begonnen, statt bis 20 bis 22 Uhr gearbeitet werden. Zwei-Schicht-Betrieb muss die Regel sein."

A3 Köln Richtung Frankfurt, zwischen Königsforst und Lohmar: Eine Lärmschutzwand soll installiert, die Fahrbahn erneuert werden. Dafür muss eine Spur der dreispurigen Strecke auf die Gegenfahrbahn umgeleitet werden. Schon seit zehn Uhr meldet der WDR Stau, um 14 Uhr sind es fünf Kilometer.

"Umgeleitete Spurführungen bedeuten den schwersten Eingriff in den Verkehr. Sie sollten daher nur in verkehrsarmen Zeiten, am späten Abend, frühen Morgen oder in der Nacht erfolgen", sagt Steinauer.

A3 Frankfurt Richtung Würzburg, zwischen Aschaffenburg-West und Bessenbach: Mehrere Kilometer Stau an einer Großbaustelle zur Erweiterung der Fahrbahn von vier auf sechs Spuren. Noch bis Ende 2004 wird hier gebaut, von sechs bis 21 Uhr, so der Bauleiter. "Nachts nicht, weil sonst die Qualität leidet." Das hört Steinauer oft: "Doch mit der richtigen Ausleuchtung ist alles möglich." In zehn Jahren würden sowieso alle Baustellen in der Nacht arbeiten, weil der Verkehr derart ansteigt. Schätzungen zufolge wird der Schwerverkehr auf deutschen Autobahnen bis 2015 um bis zu 60 Prozent wachsen, der Pkw-Verkehr um 25 Prozent.

Der Kollaps droht. Das haben Länder wie NRW und Bayern erkannt und verbessern gerade ihr Baustellenmanagement. NRW hat ein Anti-Stau-Programm erarbeitet. Der Nachtbaustellenanteil ist mit 30 Prozent bereits der bundesweit höchste.

By traffic (217.48.44.17) on Montag, den 2. Juli, 2001 - 12:39:

@Netghost: Schick die Beiträge an me über info@radarafalle.de, der stellt sie dann ein.
Zu den Baustellen: An vielen Stellen könnte man während der Reparaturen alle Spuren eine Spur nach rechts verschieben unter Eiscnschluß der Standspur. Zu selten wird das auch mal versuchsweise praktiziert, aber dabei ist mir aufgefallen, daß sogar einige LKW dieses Angebot nicht wahrnehmen, wodurch es über kurz oder lang trotzdem zum Stau kommt.

By dagegen (134.147.103.19) on Montag, den 2. Juli, 2001 - 15:39:

Ich kenne diese Schilder, aber es macht wirklich keiner!! Die fahren alle stur auf ihrer Spur weiter ohne auf die Standspur zu wechseln! Bei den Deutschen geht sowas nur mit gelben Markierungen auf der Fahrbahn *arghh*

By LapMan (195.37.62.158) on Montag, den 9. Juli, 2001 - 17:09:

Es gibt zu dem Thema tolle Untersuchungen: Man hat sich mal den Spaß gemacht und berechnet, wieviel es täglich kostet, wenn das bisherige Arbeitssystem an Autobahnbaustellen beibehalten wird. Dazu zählt u.a. der volkswirtschaftliche Schaden durch Steuer-Mindereinnahmen u.ä. Denn wer im Stau steht kann (in der Regel) nix für das Bruttoinlandsprodukt tun. Dieser Rechnung hat man die Mehrausgaben für Drei-Schicht-Arbeit an diesen Baustellen gegenübergestellt. Das Ergebnis war, daß durch die kürzere Zeit in der die Baustellen vorhanden sind, sich die ganze Sache lohnen würde. Das Mehr an Arbeitskosten würde mehr als komplett durch den Wegfall der Mindereinnahmen durch die Staus mehr als komplett amortisiert werden. Aber solche Dinge sind für die verantwortlichen Leute wahrscheinlich zu kompliziert und so bleibt alles wie es ist...

By alfa (195.124.135.4) on Donnerstag, den 19. Juli, 2001 - 17:50:

Neee das ist öffentlicher Dienst, der das plant. Ein Manager in der Wirtschaft, sieht eine Optimierungschance und fängt direkt von sich aus an, die zu nutzen, gerade das gehört ja zu seinem Job.
Ein Öff. Bediensteter prüft erst mal, ob es Vorschriften gibt, dass er was machen muss! Sollte so jemand wirklich was Neues von sich aus machen wollen, muss er erst mal alle die da eventuell viellleicht unter Umständen mit zu tun haben könnten anhören dazu und letztendlich eine ermessensfehlerfreie Entscheidung herbeiführen. Oder anders gesagt: Macht er nichts,oder alles wie bisher, macht er auch nichts falsch!


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