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Fahrtenschreiber für alle KFZ (wie beim Flugzeug der Flugschreiber) Pflicht? Was meint Ihr?

Radarfalle.de Forum: Archiv: 2001: Allgemein: Fahrtenschreiber für alle KFZ (wie beim Flugzeug der Flugschreiber) Pflicht? Was meint Ihr?
By Rainer G. (212.201.18.76) on Freitag, den 1. Juni, 2001 - 11:45:

Möchte mal eine allgemeine Meinung hören/lesen zu einer Idee die mir mal vor Jahren kam:
Sowie unsere modernen Verkehrsflugzeuge alle mit einem sog. "Flugschreiber" (Datenrecorder und Voicerecorder) ausgestattet sind um bei Abstürzen die Ursachen zu ergründen, sollten alle KFZ, wie PKW und LKW auch ggf. Kräder mit einem Datenrecorder ausgestattet sein um z.B. bei Unfällen den Hergang besser rekonstruieren zu können. Das Geräte sollte dann natürlich absolut feuersicher sein, damit selbst dann wenn das Fahrzeug schon verbrannt ist noch eine Auswertung der Daten möglich ist.
Aufgezeichnet werden sollte alle Fahrdaten: Motordrehzahl, der jeweils eingelegte Gang (damit könnte die gef. Geschwindigkeit ermittelt werden), Bremsvorgänge, Lenkbewegungen - kurz: alle für die Fahrt relevanten physikalischen/technischen Daten. Ferner sollten über eine Computerschnittstelle die Daten des KFZ-Briefs und die Personalien des Halters und die Daten des Fahrers, die dann z.B. über einen Kartenleser den den neuen Führerschein lesen kann eingibt.

Bitte versteht das nicht falsch: Das ist kein "Big-brother-ist-watching-you"-Gedanke, sondern ausschließlich dafür gedacht um bei Unfällen den Hergang besser rekonstruieren zu können aber auch ggf. bei Rechtsstreitigkeiten Klarheit zu gewinnen.
Ansonsten sollte das Gerät verplombt sein und nicht geöffnet werden können um Manipulationen zu verhindern. Ein Öffnen nur eben in Fällen wie gerade beschrieben. Genauso wie es auch beim Flugschreiber ist. Dieser wird ja auch nur aufgemacht, wenn das Flugzeug verunglückt ist.
Auch die Buchse für den Computeranschluß müßte nach Eingabe der KFZ-Briefdaten verplombt werden um auch hier Manipulationen auszuschließen.
Um Mißbrauch vorzubeugen: Bei rechtswidrigem Ausbau muß ein Starten des Motors unmöglich sein.
Wenn z.B. die Fahrt nur begonnen werden kann wenn die Führerscheinkarte eingelesen wurde, wäre auch ein Fahren ohne Führerschein unmöglich und - da die Daten des Fahrers aufgezeichnet werden - auch bei Fahrzeugdiebstählen eine Identifikation des Täters möglich. Der Datenträger sollte so groß sein, daß die Daten der letzen 4 Wochen lückenlos aufgezeichent werden. Damit wäre auch bei Diebstahlmeldung einen genügend große Pufferzeit vorhanden um Aufschluß über mögliche Fahrer zu bekommen.

Was haltet Ihr von diesem Gedanken?

MfG
Rainer G.

By seppl (130.60.68.45) on Freitag, den 1. Juni, 2001 - 13:10:

wenn es wirklich nur bei unfällen zu einer auswertung kommt, wäre so ein Datenspeicher sicherlich sinnvoll. Aber wenn erst mal alle pkws einen haben, wird die polizei oder politik dies über kurz oder lang eben doch zur überwachung benutzen. deshalb lieber erst gar nicht damit anfangen...

By alfa (195.124.135.4) on Freitag, den 1. Juni, 2001 - 13:29:

Das Problem sehe ich ehr darin:Das System wird natürlich mit der Zusage Missbrauch verhindender gesetzlicher Regelungen schmackhaft gemacht, denn es hat ja unbestritten Vorteile, wie Rainer gezeigt hat. Wenn es dann flächendeckend eingeführt ist, werden nach einiger Zeit die Begehrlichkeiten unserer alles überwachen wollenden Bürokraten so gross und deren Druck auf den Gesetzgeber, das die Schranken fallen und jeder dann nach Zufall und Willkür denen ausgeliefert ist. Das solch ein "Kästchen" ziemlich teuer wird ist plausibel, denn es muss gegen Manipulation besser akls beim Flugzeug geschützt werden: "Haste schon mal nen Flugkapitän gesehen, der fette Spannungsspitzen ins Bordnetz fährt, um den Flugschreiber zu himmeln?"

By Greatblackbird (217.51.38.130) on Freitag, den 1. Juni, 2001 - 14:36:

Wenn die Datenschreiber absolut zerstörungssicher sind, warum wird nicht das ganze Gefährt aus diesem Material gebaut? :)

Soweit ich weiß, gibt es schon den Unfalldatenspeicher (UDS) für Kfz. Die darin gespeicherten Daten können sich bei einem Unfall aber auch nachteilig für den Fahrer auswirken. Auch wenn diese Daten selbst legal gelöscht werden können, kann das bei einem Unfall schnell vergessen werden. Ich halte von solchen Geräten überhaupt nichts.

By alpak (217.88.173.160) on Freitag, den 1. Juni, 2001 - 14:38:

Eine weitere Möglichkeit: Einen solchen Fahrtenschreiber evtl. sogar mit Video kuppeln, allerdings alles auf freiwilliger Basis.

Wenn die Zuverlässigkeit sichergestellt ist, wären die Freiwilligen, die sich ein solches Gerät installiert haben, nach einem (unverschuldeten) Unfall fein raus: sie könnten (in einem bestimmten Rahmen) ihre tatsächliche Unschuld beweisen, ohne sich auf einen langen, von Widersprüchen geprägten Prozess und die Qualität eines Anwaltes verlassen zu müssen.

Auch die Schadensregulierung mit den Versicherungen wäre einfacher, weil diese sich dann nicht mehr "rausreden" kann sondern für alle klar ersichtlichen Schäden aufkommen muß - der Kasten spricht ja eine eindeutige, nicht manipulierbare Sprache.

By M.P. (149.225.153.227) on Freitag, den 1. Juni, 2001 - 21:46:

@Greatblackbird:
"Die darin gespeicherten Daten können sich bei einem Unfall aber auch nachteilig für den Fahrer auswirken."
Ja, wenn er ein Problem mit der Wahrheit hat...

"Ich halte von solchen Geräten überhaupt nichts."
Schade, warum nur ?

By farendil (217.80.147.80) on Freitag, den 1. Juni, 2001 - 22:59:

@m.p.: Ja, wenn er ein Problem mit der Wahrheit hat...

kennst du ein paar grundlegende prinzipien eines rechtsstates?

eines davon lautet: "niemand ist verpflichtet, sich selbst zu belasten."

By Greatblackbird (212.144.244.62) on Samstag, den 2. Juni, 2001 - 09:00:

@M.P.
Nicht unbedingt wegen einem Problem mit der Wahrheit. Wenn Beweise vorliegen, werden diese auch gern so gedreht (z.B. von einem cleveren Anwalt), daß sie sich nachteilig für den eigentlich an einem Unfall unschuldig beteiligten auswirken. Sicherlich ist das die Ausnahme, aber ohne das Gerät sind solche Mißverständnisse ausgeschlossen. Grundsätzlich halte ich nichts von technischen Geräten, die persönliche Daten speichern bzw. das eigene Verhalten in irgendeiner Form überwachen und für die Nachwelt dokumentieren, auch wenn es manchmal vorteilhaft ist. Ansonsten hat farendil recht damit, daß man sich nur selbst belasten würde.

By Nachtvogel (193.98.188.218) on Samstag, den 2. Juni, 2001 - 11:21:

@Rainer G.
Ich finde diese Idee sehr sinnvoll. Es wäre wünschenswert, wenn solche Geräte in allen Kraftfahrzeugen Pflicht wären.

Die Sache mit der Beweisverdrehung durch clevere Anwälte halte ich für wenig wahrscheinlich. Diese Anwälte haben mehr Spielraum, wenn keine Beweise vorliegen. Wenn - durch diese BlackBox - welche vorliegen, dann sind dies reine Fakten und zwar bei beiden Unfallgegnern. Ich denke deren Auswertung durch unabhängige Sachverständige dürfte "cleveren" Anwälten wenig Freiraum für "Beweisverdrehung" bieten.

Bei Unfällen wäre die Schadensregulierung eine reine Formsache. Alle unfallrelevanten Daten lägen auf dem Tisch. Insbesondere die unschuldige der Parteien bräuchte seine Unschuld nicht mühsam nachweisen.

Übrigens würde ich persönlich diese Datenbox auch für polizeiliche Kontrollen freigeben. Sie wäre ein unbestechlicher Zeuge und hätte mit absoluter Sicherheit eine Änderung des Fahrverhaltens einiger Zeitgenossen zufolge ...

Trotz der Fülle von Vorteilen solch einer Box sehe ich keine Probleme mit dem Schutz persönlicher Daten. Wenn die Box so arbeitet, wie Rainer G. vorschlägt, würden keine persönlichen Informationen gespeichert, sondern lediglich Daten über Abläufe des Fahrgeschehens.

By M.P. (149.225.89.114) on Samstag, den 2. Juni, 2001 - 15:06:

@farendil:
"niemand ist verpflichtet, sich selbst zu belasten."
Soll er ja auch nicht, das UDS wäre lediglich ein 'unbestechlicher Zeuge' - übrigens dürfen (meines Wissens) auch angeklagte Piloten die Aussage verweigern, Flugschreiber gibt es trotzdem...

@Greatblackbird:
"Wenn Beweise vorliegen, werden diese auch gern so gedreht (...), daß sie sich nachteilig für den eigentlich an einem Unfall unschuldig Beteiligten auswirken. Sicherlich ist das die
Ausnahme, aber ohne das Gerät sind solche Mißverständnisse ausgeschlossen."

Aua, eine noch absurdere Argumentation war gerade nicht greifbar ? Soll ich das jetzt so verstehen, daß ohne (wertneutrale) UDS-Daten die Wahrheitsfindung leichter wird und die Anwälte weniger tricksen (können) ? Die UDS-Daten sind sicherlch kein Allheilmittel für die Wahrheitsfindung und müssen fachkundig interpretiert werden, aber jeder zusätzliche Hinweis erleichtert bekanntlich die Spurensuche.

"Ansonsten hat farendil recht damit, daß man sich nur selbst belasten würde."
Danke, das war jetzt wohl die ehrlichere Antwort. Stimmt schon, juristisch ist niemand gezwungen, gegen sich auszusagen. Moralisch wäre es aber schon angemessen, zu seinem Verhalten und den daraus resultierenden Konsequenzen zu stehen. Letztlich ist das aber natürlich eine Frage der persönlichen Ehre, die jeder für sich beantworten muß !

@Nachtvogel:
"Sie wäre ein unbestechlicher Zeuge und hätte mit absoluter Sicherheit eine Änderung des Fahrverhaltens einiger Zeitgenossen zufolge ..."
In der Tat, übrigens auch dort, wo mancher es vielleicht auf den ersten Blick gar nicht vermuten würde: Von der Berliner Polizei wird berichet, daß vor einigen Jahren bei mit UDS-Systemen ausgerüsteten Dienstfahrzeugen die Unfälle im Schnitt um 30% zurückgegangen sind. Polizisten sind halt auch nur Menschen... (und eben keine Bullen...!)

By Nachtvogel (193.98.188.218) on Samstag, den 2. Juni, 2001 - 15:57:

Übrigens könnte man, wenn sowieso schon ein so hochmodernes Gerät im Auto wäre, dieses auch noch um ein wenig "Telematik" erweitern: Wie wär's, wenn diese BlackBox z.B. über Sensoren mitgeteilt bekommt, ob sie sich in einer Ortschaft oder auf einer Autobahn usw. befindet und automatisch nur die entsprechende Höchstgeschwindigkeit zulässt?

Es gäbe keine Probleme mehr mit Raserei und die Industrie hätte einen riesigen Innovationsauftrag, alle Strassen auszurüsten ...

... und die Polizei hätte mehr Zeit für andere Aufgaben, als die Verkehrsüberwachung.

By NiliQB (193.158.186.218) on Sonntag, den 3. Juni, 2001 - 11:05:

@nachtvogel:

Man kann ja alles treiben, man kann aber auch alles übertreiben...

Als "Unfallzeuge" fände ich so ein Ding auch durchaus sinnvoll, aber ein bisschen möchte ich auch noch selbst autofahren - und die Wahl der Geschwindigkeit möchte ich lieber keinem Gerät anvertrauen - auch trotz des Risikos, mal geblitzt zu werden...

By HarryB (203.198.23.24) on Montag, den 4. Juni, 2001 - 02:41:

Ich faende die Verpflichtung zum Einbau eines UDS in alle Fahrzeuge auch sehr sinnvoll. Bessere Begruendungen als Nachtvogel und M.P. kann ich nicht anbringe. Ich sehe auch keine "Selbstbelastung" durch Auswertung im Falle eines Unfalles. Bei LKW's ist der Fahrtenschreiber ja auch schon lange Pflicht, und soweit wie bei den Fliegern - wo ja auch die Cockpitgespraeche aufgezeichnet werden - braucht's ja nun nicht zu gehen. Allerdings faende ich eine "Telematik" wie von Nachtvogel beschrieben auch nicht aeusserst wuenschenswert oder sinnvoll.

By Billy Bob (24.226.73.236) on Montag, den 4. Juni, 2001 - 14:42:

Cockpitrecording ist auf einem endlosen magnetband und wird alle 30 minuten wieder ueberspielt,im gegensatz zur Black Box die vom start bis zur landung aufzeichnet!

By Nahtvogel (193.98.188.218) on Montag, den 4. Juni, 2001 - 17:28:

Wenn einem einerseits daran gelegen ist, als unschuldiger Unfallbeteiligter durch so ein Gerät einfacher seine Unschuld nachzuweisen, andererseits - im Falle der Schuld - zu seinem Fehler steht, wäre so ein Gerät eine echte Bereicherung.

@HarryB
Betreffs "Telematik": Dass es , zumindest anfangs, etwas seltsam wäre, je nachdem, wo man unterwgs ist, nicht mehr als 30, 50 oder 120 fahren zu können, kann nicht einmal ich bestreiten.
Aber was gibt es für echte Begründungen, die zugelassene Höchstgeschwindigkeit zu überschreiten? Bei LKWs ist diese Option (allerdings nur bei 80 Km/h) in Form einer Drosselung schon lange im Gespräch - leider bis heute noch nicht umgesetzt.

Vor wenigen Stunden habe ich mal wieder vor meiner Haustür (30er Zone) erlebt, wie ein offenbar geistesgestörter Autofahrer auf ca. 80 Km/h beschleunigte. Solch Wahnsinn wäre dann ganz einfach nicht mehr möglich.

By HarryB (203.198.23.24) on Dienstag, den 5. Juni, 2001 - 02:24:

@BB:
Da erzaehlst Du nichts Neues.

@ Na(c)htvogel:
Nanu, bist Du von der Nacht auf die Naht gehuepft? ;-))
Ich kann mir schon Faelle vorstellen, wo man mal kurzfristig die Beschleunigung in der Stadt braucht, etwa um einen Unfall auszuweichen, einem Rettungsfahrzeug Platz zu machen oder auch mal um noch schnell ueber die ampel zu kommen, bevor sie auf Rot umschaltet. Dieses waere mit der "Telematik" dann nicht mehr moeglich und koennte u.U. mehr Probleme aufwerfen als loesen. Man muss dann allerdings leider Gottes auch mit solchen Typen leben, wie Du beschrieben hast, aber die sind ja zum Glueck in der Minderheit....


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